Stadtmeisterschaft im Schach: Ein Spiel ohne große Worte

Bei der Stadtmeisterschaft im Schach wird nicht viel geredet. Die Teilnehmer haben dennoch etwas zu erzählen.

Mönchengladbach. Sehr still ist es an diesem Abend in der Kantine der Schorch AG. Waldemar Heidenreich und Ralf Heinrichs, beide vom Rheydter Schachverein, konzentrieren sich. Laut Schachuhr hat Heidenreich noch eine Stunde und sieben Minuten Zeit, Heidenreich nur noch 48 Minuten. Sie notieren sich, wenn sie einen Zug gemacht haben, welche Figur sie auf welches Feld gesetzt haben.

Heidenreich hat einen leichten „Materialvorteil“, er hat einen Bauern mehr. Zudem hat er einen Stellungsvorteil. „Aber das heißt nicht viel. So ein Spiel geht oft hin und her“, sagt Jose Alonso (45) vom Rheydter Schachverein, der zuschaut. Tatsächlich gewinnt Heinrichs das Spiel doch noch. Das Spiel findet im Rahmen der Schach-Stadtmeisterschaft statt, die an sieben Abenden an der Breite Straße durchgeführt wird.

Jeder Spieler hat pro Spiel zwei Stunden Zeit für 40 Züge. Falls man das schafft noch mal eine halbe Stunde. Für den Sieg bekommt man einen Punkt, null Punkte bei einer Niederlage, 0,5 Punkte bei einem Remis. Da es laut Turnierleiter Gordon Fowler „ewig dauern würde, wenn jeder gegen jeden spielt“, wird nach dem Schweizer System gespielt — die Spieler mit den gleichen Punktzahlen spielen gegeneinander. Fowler achtet darauf, dass alle „ordnungsgemäß spielen, die Turnierregeln beachten und sich gut benehmen“.

Auch Jose Alonso hat schon einige Male an der Stadtmeisterschaft teilgenommen. Alonso spielt Schach, seitdem er zehn Jahre alt ist. Serge Heidenreich (42) ist das erste Mal dabei. Er spielt Schach seitdem er sechs ist — mit 16 hat er dann schlappe 25 Jahre lang pausiert. Warum genau, kann er heute gar nicht mehr sagen.

Beide lieben besonders die Herausforderung am Schach, also „die Niederlage wegzustecken und sich bei Gewinnen zu freuen“, sagt Alonso. Er fügt hinzu: „Man sitzt Leuten, die man gar nicht kennt, stundenlang gegenüber und lernt sich so ohne viele Worte kennen“. Beide trainieren jeden Freitag im Rheydter Schachverein. Heidenreich spielt zudem täglich beim Pendeln zur Arbeit im Zug Magnetschach.

Die Familie von Alonso, so sagt er selbst „trägt das Schachspielen mit“. Er spielt zusätzlich in einer Mannschaft in Ostwestfalen, dort fährt er einmal pro Monat mit seiner Frau und seinen beiden Kindern (vier und sechs Jahre) hin. Sie verbinden dies mit einem Besuch bei Alonsos Bruder.

Heidenreich wurde das Spiel in die Wiege gelegt. Sein Vater Waldemar hat ihm Schach beigebracht. Heidenreichs Frau unterstützt ihn bei seinem Hobby: „Sie findet es toll, dass ich wieder mit anderen Leuten spiele, und nicht nur mit dem Computer“, sagt der 42-Jährige. Beide wünschen sich, bei den Meisterschaften unter die ersten Zehn zu kommen.

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