„Sprache der Banker wird einfach nicht verstanden“

Von Versicherungs-Check bis Energie: Die Beratung ist stärker gefragt denn je. Die Kapazitäten reichen an manchen Tagen nicht aus.

Mönchengladbach. Die Verbraucherzentrale Mönchengladbach spürt die Finanzkrise auf ihre Weise: Nachdem im September 2008 die amerikanische Bank Lehman Brothers zusammenbrach, stiegen die Zahlen bei der Verbraucherzentrale in der Rheydter Bahnhofstraße sprunghaft an. "Die Verbraucher waren stark verunsichert", erklärt Hanna Masuhr, die Leiterin der Beratungsstelle. "Sie wollten wissen, wie sie ihr Geld retten könnten."

Darauf kann auch die Verbraucherzentrale nicht die eine, richtige Antwort geben. Aber sie kann informieren und unvoreingenommen beraten. "Die Anleger haben die Sprache der Banker oft nicht verstanden", meint Hanna Masuhr. "Die Risiken bei der Geldanlage sind ihnen nicht wirklich vermittelt worden."

Jetzt sind viele verzweifelt, wie die ältere Dame, die 10.000 Euro angelegt hat, um mit den Erträgen ihre Rente aufzubessern. Nun ist das Geld weg, die Bank nimmt ihre Forderung nach Schadensersatz nicht ernst. Die Verbraucherzentrale informiert, kann aber keine Sammelklagen einreichen. "Dazu sind die Fälle zu unterschiedlich", stellt die Verbraucherexpertin fest.

Damit es gar nicht erst so weit kommt, bietet die Verbraucherzentrale anbieterunabhängige Beratung zum Thema Geldanlage an. Auch seine Versicherungen kann der Verbraucher durchchecken lassen. "Hier lassen sich oft mehrere hundert Euro im Jahr einsparen", weiß Hanna Masuhr aus Erfahrung.

Diese individuelle Beratung muss allerdings bezahlt werden: 35 Euro kostet eine halbe Stunde Versicherungsberatung.

In Zeiten knapper Kassen ebenfalls stark nachgefragt ist die Energieberatung der Verbraucherzentrale. Wenn die Jahresabschlussrechnung ins Haus flattert und eine saftige Nachzahlung fällig ist, stürmen die Verbraucher die Beratungsstelle. Die Berater können Tipps geben, wie man sinnvoll Energie einspart.

"Was viele immer noch nicht wissen: ein Absenken der Raumtemperatur um ein Grad spart sechs Prozent Heizenergie ein", erklärt Beraterin Uschi Winbeck. "Optimale Luftfeuchtigkeit von 45 bis 50 Prozent kann sogar zu einer zehnprozentigen Einsparung führen. Allerdings muss man dann auf richtiges Lüften achten." In jedem Fall wird Energieeffizienz immer wichtiger.

Gerade Menschen mit niedrigem Einkommen können sonst leicht in die Schuldenfalle geraten. "Es kommen verzweifelte Menschen zu uns, die 2.000 Euro nachzahlen müssen, aber nur ein Einkommen von 600 Euro im Monat haben", sagt die Beraterin.

Infos und Verbraucheraufklärung gewinnen daher immer mehr an Bedeutung, meint Beratungsstellenleiterin Hanna Masuhr. Die Nachfrage kann manchmal nicht befriedigt werden, es fehlt an Geld. "Wir haben nur zweieindrittel Planstellen, aber manchmal über 150 Anrufe allein auf dem Anrufbeantworter."

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