Sportanlagen werden für die Stadt zum Problem

Mönchengladbach kämpft, um seine Sportlandschaft in Schuss zu halten. Sportplätze fallen weg, um andere Anlagen weiter finanzieren zu können.

Sportanlagen werden für die Stadt zum Problem
Foto: WZ-Archiv

Das Ende kam schleichend: Vier Mannschaften hatte der SV Dohr noch im Oktober 2013. Ein Jahr später zogen dann noch zwölf verbliebene stimmberechtigte Mitglieder bei einer Jahresversammlung die Notbremse — sie lösten den Verein nach 107 Jahren auf. Bald wird der Dohrer Sportplatz am Torfbend ein Baugebiet. Und von dem Erlös, der mit dem Verkauf der Grundstücke erzielt wird, bekommt der Sportplatz an der Schlachthofstraße einen Kunstrasen.

Ein Einzelfall? Nein. An der Eintrachtstraße verschwindet ein gut frequentierter Sportplatz, um aus dem Verkauf die Sanierung der Sportanlage an der Radrennbahn zu finanzieren. Das wird noch nicht das Ende sein. Weil Mönchengladbach an Einwohnern verliert, werden auch nicht alle Vereine überleben können. Das bedeutet: Es fallen Sportanlagen weg, die nicht mehr benötigt werden.

Nun könnte man dieses Modell dazu nutzen, um an den unterschiedlichen Orten kleine Baugebiete zu schaffen, die der klammen Stadt zu Einnahmen aus dem Grundstücksverkauf verhelfen. In Rheydt auf der ehemaligen Sportanlage am Torfbend ist auf rund 7000 Quadratmetern Fläche ein Baugebiet für Einfamilienhäuser geplant. Zunächst werden 3500 Quadratmeter vermarktet, die voll erschlossen sind.

In einem zweiten Bauabschnitt soll der hintere Bereich bebaut werden. „In Rheydt können wir so ein schönes Baugebiet sehr gut gebrauchen. Etwas Vergleichbares fehlt uns hier“, sagt der Rheydter CDU-Politiker Joachim Roeske.

Aber die Einnahmen fließen nur bedingt in die Stadtkasse. Die Stadt nutzt diese Chance, um ihre Sportlandschaft in Schuss zu halten. „Es ist nicht daran gedacht, ein Baugebiet zu schaffen. Wir brauchen die Einnahmen, um die bestehenden Sportanlagen zu erhalten und weiter zu qualifizieren“, sagt der für Sport zuständige städtische Dezernent Dr. Gert Fischer. Das wird zum Beispiel an der Radrennbahn umgesetzt.

Der PSV plant ein neues Kunststoff-Rasenspielfeld mit Flutlichtanlage sowie neuen Umkleiden. 885 000 Euro sind für die Erneuerung veranschlagt: 650 000 Euro entfallen auf das Kunststoffrasenspielfeld, 35 000 Euro auf den Abriss der Umkleiden. Damit der Verein auf eigene Kosten ein neues Umkleidegebäude bauen kann, soll er einen Zuschuss von 200 000 Euro bekommen. Weitere 213 000 Euro werden aus der Sportpauschale des Landes NRW beigesteuert. Damit die Rechnung aufgeht, wird der Platz Eintrachtstraße verkauft.

Ein ganz anderes Problem ergibt sich im Westend, wo der SV Blau-Weiß Meer seine Heimat hat. Der Club ist aus einer Betriebssportgemeinschaft hervorgegangen und kickt heute auf einem Gelände, das dem Unternehmen SMS Meer gehört. Da der Anlagenbauer SMS Siemag Standorte in Düsseldorf und Hilden schließt und sie nach Mönchengladbach verlagert, braucht er das Clubgelände unter anderem für einen Parkplatz.

In einem ersten Gespräch loteten Vertreter von SMS, der Stadt und des Vereins aus, welche Alternativen sich anbieten könnten. „Ich bin mir sicher, dass wir eine gute Lösung finden können“, sagt Blau-Weiß-Vorsitzender Volker Schmitz. In eine akute Platz-Notlage kommt Blau-Weiß nicht: Vor Sommer 2016 wird sich nichts tun.

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