Sohn drohte seinen Eltern mit Mord

Der 21-Jährige, der am Mittwoch seine Eltern töten wollte, sitzt seit gestern in Untersuchungshaft.

Sohn drohte seinen Eltern mit Mord
Foto: Reichartz

Die blutige Familientragödie in Speick hat eine dramatische Vorgeschichte: Der 21-Jährige, der am Mittwochmorgen seinen Vater lebensgefährlich und seine Mutter schwer verletzte, hat seinen Eltern schon vor der Tat zweimal mit Mord gedroht. Das gab die Polizei gestern bekannt.

Die Ermittlungen ergaben, dass der 21-Jährige Betäubungsmittel konsumierte und psychische Auffälligkeiten zeigte. Im März und im Oktober vergangenen Jahres hatte es bereits polizeiliche Einsätze in dem Elternhaus des 21-Jährigen gegeben, weil er gedroht hatte, seine Eltern umzubringen. Beide Male wurden Strafverfahren eingeleitet, und in beiden Fällen verwies die Polizei den Mann, der noch bei seinen Eltern lebte, für zehn Tage aus der Wohnung. Gegen ihn wurde jeweils ein zehntägiges Rückkehrverbot angeordnet. Offenbar durfte der psychisch auffällige Sohn nach Ablauf der Fristen immer wieder zu seinen Eltern zurückkehren. Ob er sich jemals in psychiatrischer Behandlung befand, ist derzeit noch nicht bekannt, so die Polizei.

Der arbeitslose Beschuldigte ist gestern auf Antrag der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach einer Haftrichterin vorgeführt worden. Sie erwirkte einen Untersuchungshaftbefehl wegen zweifachen versuchten Mordes. Nach dem Angriff am Mittwoch befinden sich die Mutter (58) und der Vater (62) nach wie vor in stationärer Behandlung. „Der 62-Jährige ist zwischenzeitlich aber außer Lebensgefahr“, sagte Polizeisprecher Wolfgang Röthgens gestern. Er und die Frau seien aber zurzeit nur bedingt ansprechbar.

Einzelheiten zum Tathergang will die Polizei nach wie vor aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekanntgegeben. Angeblich soll der 21-Jährige seine Eltern mit einem Hammer attackiert haben. Zeugen berichteten von einem blutüberströmten Mann, der auf die Bahnhofsstraße lief und schrie. Dass der 21-Jährige als Waffe einen Hammer benutzte, wollte die Polizei gestern noch nicht bestätigen. „Wir müssen weitere Untersuchungen abwarten, um gesicherte Auskünfte geben zu können“, sagte Röthgens. Die Ermittlungen der Mordkommission dauern an.

Ein ähnliches Familiendrama hatte sich im Jahr 2016 in Venn abgespielt. Der Notruf war am 13. August bei der Polizei eingegangen: Eine Frau meldete, dass ihr 24-jähriger Sohn auf dem elterlichen Grundstück mit einem Jagdmesser auf seinen älteren Bruder eingestochen habe. Als Polizei und Rettungskräfte eintrafen, fanden sie das Opfer mit lebensgefährlichen Verletzungen. Der 29-jährige Bruder war sofort in ein Krankenhaus eingeliefert worden, wo die Ärzte ihn retten konnten. Auch in diesem Fall galt der Täter als psychisch auffällig. Da er mit einem Messer in der Hand geflüchtet war und nicht ausgeschlossen werden konnte, dass er weitere Menschen verletzt, hatte die Polizei eine Großfahndung eingeleitet. Damals hatte die Staatsanwaltschaft die Tat als versuchten Totschlag gewertet. Der 24-Jährige wurde nach seiner Festnahme in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

In der Stadt Mönchengladbach werden täglich im Schnitt zwei Menschen gegen ihren Willen in eine geschlossene Abteilung eingewiesen. Und die Zahl der Zwangseinweisungen steigt. Häufig sind Selbstmord-Ankündigungen der Grund für eine notwendige psychiatrische Behandlung, aber es gibt auch die Fälle, in denen andere in Gefahr gebracht werden.

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