Handyvideo aus Mönchengladbach Handy-Video bringt Schule in Mönchengladbach in Verruf

Ein Vorfall an der Rheydter Gesamtschule erregt bundesweit Aufsehen. Die Situation eskalierte so sehr, dass die Schule in Mönchengladbach sich genötigt sah die Polizei zu rufen.

 Ein Schüler hatte an der Gesamtschule Espenstraße einen Lehrer provoziert. Dessen Reaktion wurde gefilmt und ins Netz gestellt.

Ein Schüler hatte an der Gesamtschule Espenstraße einen Lehrer provoziert. Dessen Reaktion wurde gefilmt und ins Netz gestellt.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Ein kleines Handy-Video hat das Leben in der Gesamtschule Espenstraße auf den Kopf gestellt. Aufgenommen wurde es am 5. Dezember. An diesem Tag weigert sich ein Schüler, auf den Pausenhof zu gehen. Die Anweisung des Lehrers befolgt er nicht, stattdessen soll er provoziert haben. Die Filmsequenz zeigt den Pädagogen, der sich den Schüler vorknöpft, ihn anschreit, nach draußen drängt und mit beiden Armen festhält. Als der Junge wieder losgelassen wird, strauchelt er, stürzt und rappelt sich wieder hoch. Wie Augenzeugen später berichten, kam eine Lehrerin hinzu, um die Situation zu entschärfen. Ein Schüler beschimpfte sie auf Übelste. „Alte Hure“ zählt zu den harmloseren Wörtern. Das wurde wiederum anderen Schülern zu viel, sie solidarisierten sich mit den Lehrern. Es kam zu Rangeleien, ein Pulk bildete sich. Schüler traten und schlugen sich. Weitere Lehrkräfte, die einschritten, hätten auch einiges mitgekommen, wird berichtet.

Für die Polizei, die an diesem Tag zur Schule gerufen wurde, zählt dies eher zu den harmloseren Fällen. Einsätze an Mönchengladbacher Schulen seien zwar nicht alltäglich, kämen aber immer wieder einmal vor. Dennoch wird jetzt wegen Körperverletzung ermittelt. Die Schule meldete den Fall unverzüglich der Bezirksregierung. Auch die prüfte den Fall und stellte den Lehrer erst einmal frei.

Der Lehrer bedauert sein Verhalten, fühlte sich provoziert

Mittlerweile ist der Pädagoge wieder im normalen Schuldienst. Nach Gesprächen mit der Gesamtschule war man bei der Bezirksregierung zu der Überzeugung gekommen, „dass es zu keiner Wiederholung eines Vorfalles dieser Art kommen wird. Die seit 35 Jahren zuverlässig und besonnen an der Schule tätige Lehrkraft hat sich in diesem Moment provozieren lassen. Sie bedauert ihr Verhalten sehr. Da es sich somit um einen einmaligen Vorfall gehandelt hat, wurde von dienstrechtlichen Maßnahmen abgesehen“, heißt es in einer Stellungnahme.

An der Espenstraße wollte man nach dem Vorfall nicht so einfach zur Tagesordnung übergehen. Zumal es am 10. Dezember zu einem weiteren Tumult in Schulnähe gekommen war. An diesem Tag sollte es eine Anhörung im Rahmen einer Ordnungskonferenz geben. Es ging um den 14-jährigen Schüler, der die Lehrerin so übel beschimpft hatte und der schon häufiger wegen seines renitenten Verhaltens aufgefallen war. Mit eingeladen waren seine Eltern. Doch offensichtlich eskalierte die Situation so sehr, dass sich die Schule genötigt sah, die Polizei zu rufen. Ein Platzverweis wurde ausgesprochen, der Vater zeitweise in Gewahrsam genommen, wie die Polizei auf Anfrage bestätigt. Die Familie soll anschließend in einem weiteren Tumult mit Schülern in Schulnähe verwickelt gewesen sein, bei der beschimpft, beleidigt und auch Pfefferspray eingesetzt worden sei. Zwei Schüler mussten ins Krankenhaus. Einen weiteren Polizeieinsatz gab es, wie sich erst später herausstellte, vor dem Elisabethkrankenhaus, in das die verletzten Schüler gebracht worden waren. Die Beamten mussten mehrere Erwachsene von einander trennen.

Alle Schüler wurden über die Geschehnisse informiert

Am 11. Dezember beschlossen Schulleitung und Kollegium, alle Schüler über die ihnen bekannten Geschehnisse zu informieren. Jahrgangsweise wurden sie einen Tag später in der Aula aufgeklärt. „Beschönigt wurde dabei nichts“, berichten Zeugen. Der Fehler des Lehrers sei eingeräumt worden, aber es sei auch deutlich gemacht worden, dass alle die Verantwortung haben, wie die Schule außen wahrgenommen wird. „Während der Veranstaltung war es mucksmäuschenstill, man hätte eine Stecknadel fallen hören können“, sagt ein Beteiligter.

Die Bezirksregierung bescheinigt der Schulleitung, dass sie nach Bekanntwerden des Vorfalls sehr professionell reagiert und umgehend alle möglichen und notwendigen Maßnahmen eingeleitet habe. Auch der schulpsychologische Dienst sei angefordert worden, der Unterstützung anbot.

Eigentlich würden Schüler und Lehrer gerne wieder zum normalen Unterrichtsbetrieb übergehen. Doch das Handy-Video war mehrfach geteilt worden. Auch bei der Schülerinformation waren heimlich Mitschnitte aufgenommen und weitergegeben worden. Das Ganze in Häppchen verbreitet und vermischt mit Gerüchten nach außen getragen führte dazu, dass die Schule nun um ihren guten Ruf kämpfen muss. Selbst Schüler fühlen sich „beschmutzt“, wie einer erzählt: „Wir sind doch keine Rütli-Schule.“

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