Schützen freuen sich über Ernennung zum Kulturerbe

Die Unesco-Kommission hat das Schützen-Brauchtum als immaterielles Kulturerbe der Bundesrepublik ausgezeichnet.

Korschenbroich. Die deutsche Brotkultur steht drin. Die Morsetelegrafie auch. Genauso wie die Falknerei, das Sternsingen, der rheinische Karneval und 21 weitere Einträge. Die Rede ist vom bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes. Gelistet sind darin kulturelle Ausdrucksformen, die besonders durch vier Eigenschaften charakterisiert sind.

Sie werden erstens vom menschlichen Wissen und Können getragen. Sie sind zweitens Ausdruck von Kreativität und Erfindergeist, drittens Vermittler von Identität und Kontinuität. Und sie werden von Generation zu Generation weitergegeben und fortlaufend neu gestaltet. Gestern kam ein neuer Eintrag zum Verzeichnis hinzu: Das Schützenwesen in Deutschland zählt nun offiziell zum bundesweiten immateriellen Kulturerbe. Christoph Wulf, Vorsitzender des Expertenkomitees Immaterielles Kulturerbe, und Udo Michalik, Generalsekretär der Kultusministerkonferenz, teilten dies gestern dem Generalsekretär der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen (EGS), Peter-Olaf Hoffmann, mit. Die Auszeichnung sei Ausdruck der Wertschätzung aller Schützen, die die Traditionen des Schützenwesens leben und auch in schwierigen Zeiten ein Zeichen für Gemeinschaft setzen, so Hoffmann.

Dass es einmal soweit kommt, ist einer Initiative zu verdanken, die sich auf Unges Pengste vor zwei Jahren zusammentat. Dort regte Gladbachs Schützenchef Horst Thoren an, das Schützenwesen zum Kulturerbe erklären zu lassen.

Gemeinsam mit dem Korschenbroicher Bundestagsabgeordneten und Schützenbruder Ansgar Heveling und Peter-Olaf Hoffmann, die seinen Ansichten zustimmten, reichte Thoren einen förmlichen Antrag auf Anerkennung ein. Der wurde zunächst auf Landesebene geprüft — und das Schützenwesen zum NRW-weiten Kulturerbe. Auf der nationalen Unesco-Konferenz im Sommer in Bonn warben Thoren, der auch Justiziar und Vizepräsident der Europa-Schützen ist, und Heveling dann für eine Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis — was gestern von Erfolg gekrönt wurde.

„Das Schöne an der Anerkennung ist: Sie bezieht sich auf alle Schützen. Egal ob im kleinen Dorf oder bei Unges Pengste — Alle Schützen können sich über die Anerkennung freuen. Jedes Schützenfest kann für sich in Anspruch nehmen, Kulturerbe zu sein“, sagt Horst Thoren.

Nach der Eintragung in das bundesweite Verzeichnis soll nun der nächste Schritt folgen: die Anerkennung des Schützenwesens in Europa als europäisches Kulturerbe. „Das Schützenwesen ist eine grenzüberschreitende Tradition“, sagt Horst Thoren. „Mit Schützen aus zum Beispiel Polen, Belgien und anderen Ländern wollen wir demnächst für die Anerkennung als Kulturerbe auf europäischer Ebene werben.“

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