Safran aus Mönchengladbach - von Biobauer Reiner Brungs

3000 Knollen des Krokusses hat Brungs im August eingesetzt. Nun kann er das teure Gewürz auf den heimischen Feldern ernten.

Safran aus Mönchengladbach - von Biobauer Reiner Brungs
Foto: Raupold

Mönchengladbach. Eigentlich ist Reiner Brungs ein Mann fürs Grobe. Der fast zwei Meter große Biobauer schleppt täglich Kisten mit Kartoffeln und Gurken vom Feld in den Bioladen. An manchen Tagen aber wünscht sich Brungs, er hätte zierlichere Hände. Denn die braucht er jetzt. Weil Brungs Safran erntet.

Angefangen hatte alles mit einem Zeitungsartikel: „Irgendwo in Österreich wurde auf 1400 Metern Safran angebaut“, erzählt er. „Ich dachte: ,Was die können, kann ich in Gladbach schon lang.’“ Bei einem Züchter in Holland kaufte Reiner Brungs 300 Knollen — die etwa acht Zentimeter großen Pflanzen setzte er im August ein. Und dann: passierte erstmal nichts. Brungs fuhr in den Urlaub, hatte sein Experiment schon fast vergessen, bis sein Sohn anrief und sagte, dass sich auf dem Feld etwas tun würde. Über Nacht sprossen die lilafarbenen Krokusse, die das teuerste Gewürz der Welt tragen. Seit Brungs zurück ist, dreht sich bei ihm fast alles um Safran. Viel Zeit für Theorie hatte er nicht, er fing einfach an mit der Ernte. Normalerweise müssten die feinen, roten Fäden morgens direkt auf dem Feld aus der Krokusblüte gelöst werden. „Dafür sollten die Pflanzen allerdings trocken sein“, erklärt er. Trocken sind die Felder in Gladbach im Herbst selten. Weil Not erfinderisch macht, pflückte der Bauer in den letzten Tagen kurzerhand die Blüten und erntete den Safran in Kleinarbeit. „Wir haben zu dritt an einem Abend eine Stunde lang gepult“, so Brungs. Manchmal wurden die wertvollen, roten Fädchen mit der Pinzette vom Boden aufgelesen.

Das Ergebnis: irgendwie ernüchternd. „Von elf Gramm Frischfäden sind nach dem Trocknen nur zwei Gramm übrig geblieben“, sagt Brungs. Der Biobauer will den Safran bald im Laden an der Venner Straße verkaufen. Über Verpackung und Preis hat er sich noch keine Gedanken gemacht. Zum Spottpreis gibt es das teuerste Gewürz bei Reiner Brungs allerdings nicht - bei dem ganzen Aufwand. Für ein Gramm Safran bezahlt man mindestens acht Euro — nach oben hin sind fast keine Grenzen gesetzt.

Reich wird Brungs aber nicht mit dem Safran. Im besten Fall erntet er in dieser Saison 9000 Fäden. Dafür, meint der frischgebackene Safran-Experte, halten sich die Knollen gute fünf Jahre am gleichen Ort, bevor sie umgepflanzt werden müssen. Und besonders pflegeintensiv seien die Krokusse auch nicht.

Und für 2016 hat Biobauer Brungs schon neue Pläne. Dann soll auf seinen Feldern die ostfriesische Palme wachsen — eine Grünkohlsorte, die 1,50 Meter hoch wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort