Rheydter Seriendieb weiter auf freiem Fuß

Der Mann hat bereits 120 Anzeigen, stiehlt aber immer weiter. Viele Geschäfte in Rheydt haben seinetwegen sogar ihre Waren umsortiert.

Rheydt. In einem Lebensmittelgeschäft in Rheydt standen früher die Pralinenschachteln und Schokoladenartikel in der Nähe des Kassenbereichs. Aus Händlersicht war das eigentlich eine gute, verkaufsfördernde Stelle. Doch um Weihnachten 2013 kehrte ein Mann zurück in die Stadt, der vor einigen Jahren schon einmal als Seriendieb aufgefallen war. Und das änderte alles. Der heute 31-Jährige machte da weiter, wo er früher aufgehört hatte: Er geht täglich auf Beutezug. In dem Lebensmittelgeschäft „bediente“ er sich bevorzugt an der Schokolade und nutzte dabei die Nähe zur Ausgangstür zur Flucht.

Weil das so oft geschah und der Mann trotz 120 Anzeigen immer noch auf freiem Fuß herumläuft, sah sich die Geschäftsleitung gezwungen, die Waren umzuräumen. Anderen Händlern geht es genauso. Viele überlegen sich heute zweimal, welche Produkte sie vor dem Geschäft auslegen. Denn der Mann scheut sich nicht davor, 20 Handtücher unter die Arme zu packen und damit abzuhauen.

Die Geschäftsleute von Rheydt haben sich schon oft an die Justiz gewandt und gefragt, warum der Mann trotz der mittlerweile 120 Strafanzeigen immer noch frei herumlaufen kann. Sie stellten Anfragen, setzten Beschwerdebriefe auf, klagten sogar.

Doch immer bekamen die Händler zu hören: Die Staatsanwaltschaft hat alles richtig gemacht. „Solche Antworten tun körperlich weh“, sagt Jürgen Kleewald, Geschäftsführer der Rheydter Shopping-Galerie.

Wie kann der Seriendieb von Rheydt gestoppt werden? Das fragen sich jetzt auch die CDU-Landtagsabgeordneten Jens Kamieth (Siegen) und Gregor Golland (Rhein-Erft-Kreis). Sie kamen nach Rheydt, um sich von betroffenen Händlern die Situation erklären zu lassen. „Bei Jugendlichen sagen wir: Die Strafe muss auf dem Fuße folgen. Das muss auch für Erwachsene gelten“, sagt Kamieth.

Selbst wenn der Mann schuldunfähig sei (das Mönchengladbacher Gericht hat zur Abklärung dieser Frage gerade ein drittes Gutachten in Auftrag gegeben), müsse es parallel zur Untersuchungshaft eine Möglichkeit zur einstweiligen Unterbringung geben.

Roland Beeten, Inhaber des gleichnamigen Textilhauses, will, dass endlich etwas passiert. Den Schaden, den der 31-Jährige in Rheydt anrichtete, schätzt Beeten „auf mehrere 10 000, wenn nicht sogar 100 000 Euro“.

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