Restauriertes Sühnekreuz ist schon wieder zerstört

Die Geschichtsfreunde sind entsetzt: Vandalen zerbrachen das gerade renovierte Denkmal.

Diesmal waren es nicht die Franzosen. Es waren Menschen, die keine Hemmungen haben, Dinge, an denen andere hängen, einfach kaputtzumachen. Das Sühnekreuz, das die Rheindahlener Geschichtsfreunde hatten restaurieren und wiedererrichten lassen, ist von Unbekannten mutwillig zerstört worden.

„Glücklicherweise lagen die Teile des Kreuzes noch da, sie werden jetzt erneut von den Steinmetzen und Restauratoren der Werkstatt Jansing und Schmid repariert“, sagt Achim Vieten. Der Vorsitzende der Geschichtsfreunde kann rekonstruieren, dass das Denkmal bereits in den ersten beiden Tagen nach seiner Aufstellung an der Straße nach Hilderath und Sittard beschädigt wurde. Außerdem ist die Holzbank, die zum Verweilen auf den Platz gestellt wurde, beschmiert worden. „Wir sind Schreinermeister Christian Maaßen sehr dankbar“, sagt Vieten. „Er hat angeboten, die Holzbalken mit in seine Werkstatt zu nehmen und sie aufarbeiten.“

Restauriertes Sühnekreuz ist schon wieder zerstört
Foto: Schnettler

Das Sühnekreuz stammt aus dem Jahr 1674. Die Franzosen ließen es — wie alle religiösen Zeichen — 1794 zerstören. Die Einzelteile wurden in der Erde verscharrt. Diese tauchten im Laufe der vielen Jahre nach und nach wieder auf. Und nach vielen Vorarbeiten konnte das Denkmal am 27. April wieder errichtet werden.

Mit dem Kreuz hat der Rheindahlener Vogt Peter Pang Sühne geleistet. Das ist die Vorgeschichte: Zur Zeit der Flachsernte kam der Vogt an dem Bauern und seinen fleißigen Flachshelfern vorbei. Diesen wurde zu jener Zeit besondere Hochachtung entgegengebracht. Es gehörte sich, dass jeder Vorbeikommende sie mit den Worten „Gott help öch, ehr Hiäre!“ grüßte. Der hochnäsige, wenig beliebte Peter Pang verweigerte den Gruß und wurde daraufhin vom Jungbauern als Schuft bezeichnet. Derart beleidigt, zog Pang seinen Dolch und erstach den jungen Mann. Der Jülicher Landesherr, dem Pang seine Schuld eingestand, hätte das Recht gehabt, den Vogt mit dem Tod zu bestrafen. Er ließ allerdings Gnade walten. Pang verlor Amt und Stellung, musste eine hohe Strafe zahlen und an der Stelle, an der er zum Mörder wurde, ein Kreuz errichten.

Viel Herzblut und Muskelkraft haben die Geschichtsfreunde in das Kreuz investiert. Der Platz musste hergerichtet werden, die Bank wurde platziert, und dann wurde mit Spannung der Tag erwartet, als die Restauratoren die Einzelteile zusammenfügten und aufstellten.

Die Geschichtsfreunde haben Strafanzeige erstattet. Und Karl Purrio, der Bruder des kürzlich verstorbenen langjährigen Vorsitzenden der Heimatfreunde, hat vorgeschlagen, eine Belohnung auszusetzen. „Das überlegen wir noch“, sagt Achim Vieten, „es könnte ja tatsächlich eine abschreckende Wirkung haben oder auch dabei helfen, den oder die Täter zu ermitteln.“

In der Steinmetzwerkstatt werden derzeit die Einzelteile wieder vervollständigt, dann sollen sie an ihrem angestammten Platz wieder zusammengefügt werden. In der Hoffnung, dass sich niemand mehr an dem bedeutsamen Sühnekreuz zu schaffen machen wird.

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