Raubüberfall: Haftstrafe für „dummen Polizisten“

Anton J. muss für fünfeinhalb Jahre ins Gefängnis. Die übriggebliebene Beute von 4580 Euro wurde sichergestellt.

Mönchengladbach. Anton J., ein 53 Jahre alter Gladbacher Polizei-Verkehrskommissar, muss wegen schweren Raubs und Strafvereitelung fünfeinhalb Jahre ins Gefängnis.

Dazu verurteilte ihn die 1. große Strafkammer des Landgerichts. J. heißt im Polizeipräsidium "unser dummer Kollege" - weil er beim bewaffneten Überfall auf die Sparkassen-Filiale Hardterbroich recht stümperhaft vorging und mit einem von ihm gestohlenen Polizeirad zum Tatort fuhr.

Der 53-Jährige, der sich auch am Dienstag, 14.4., im Gericht zahlreiche Notizen machte, verließ erst einmal als freier Mann den Gerichtssaal. Fluchtgefahr bestehe bei ihm nicht, hieß es. Der mehrfache Vater wird schriftlich zum Haftantritt geladen. Und das wird einige Zeit dauern.

Der Verurteilte stehe jetzt vor der Entlassung aus dem Polizeidienst, außerdem verliere er wohl seine Pensionsansprüche, sagte eine Sprecherin des Landgerichts.

Der Prozess gegen den Polizisten hatte sich in die Länge gezogen. Er gestand, am 21. Juli 2008 die Sparkasse Hardterbroich überfallen und dabei 7170 Euro erbeutet zu haben.

Eine weitere Anklage wegen versuchter räuberischer Erpressung wurde hingegen eingestellt: Die Staatsanwaltschaft konnte J. nicht zweifelsfrei nachweisen, am 10. Januar 2007 einen Überfall auf die Sparkasse Lürrip versucht zu haben.

Damals war ein maskierter Mann mit einer Pistole in den Schalterraum gekommen und dann ohne Geld geflüchtet.

Unberücksichtigt beim Strafmaß blieb ein Sachverhalt, der von der Staatsanwaltschaft offenbar nicht weiter verfolgt wurde. Demnach soll der hoch verschuldete Familienvater am 1. Juli vergangenen Jahres in Rheydt versucht haben, von einem Deutsche Bank-Konto seines Stiefsohnes 288 000 Euro abzuheben. Der Verrechnungsscheck bei der SEB Neumünster war gefälscht.

Der Stiefsohn, der zu diesem Zeitpunkt im Ausland war, soll kurz vorher diesen falschen Scheck bei der Bank eingereicht haben. "Das ist aber ein Verfahren für sich und hat nichts mit meinem Mandanten zu tun", sagte Verteidiger Heribert Kayenburg im Verfahren gegen J.

Neben dem Bankraub hatte der 53-Jährige zugegeben, in etlichen Fällen Akten von Verkehrsdelikten in seinem Spind im Polizeipräsidium an der Theodor-Heuss-Straße versteckt zu haben, weil ihm die Arbeit über den Kopf gewachsen war. Vernichtet habe er keines der Schriftstücke, hieß es vor Gericht.

Von der Hardterbroicher Beute sind noch 4580 Euro übrig. Die Summe wird die Sparkasse erhalten. Mit dem übrigen Geld hatte J. unter anderem Schulden beim Finanzamt und bei einem Bekannten beglichen.

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