Radstation in der Sackgasse?

Die Stadt hat für die Einrichtung mit knapp 700 Rädern noch keinen Förderantrag gestellt.

Mönchengladbach. Der junge Mann mit dem Trekking-Rad ist Kunde. Rasch hat er das Fahrrad aus der „Garage“ geholt, doch losfahren geht nicht. Der Vorderreifen ist fast luftlos. Ein Jugendlicher hilft mit viel Luft aus der Pumpe.

„So etwas haben wir hier öfter“, sagt Erwin Konvalinka (57). Er ist Koordinator in der Radstation am Rheydter Hauptbahnhof. Eine ähnliche, viel größere soll am Stadtmitte-Hauptbahnhof gebaut werden. Doch der Förderantrag beim Land ist noch nicht gestellt, sagt ein Sprecher der Stadt.

Vielmehr müssten für das auf 1,15 Millionen Euro kalkulierte Projekt noch politische Beschlüsse fallen. Das werde am 11. September im Stadtratsgremium für Planen/Bauen der Fall sein. Danach gehe es in den Stadtrat. Erst dann könne das Förderschreiben ans Land geschickt werden, sagt Walter Schröders (Stadt). Die erwartet etwa 750 000 Euro aus einem Topf „100 Radstationen in NRW“. Die restlichen 400 000 Euro müsse die Stadt zahlen.

Eigentlich hätte die Kommune bis Mai die Bitte um Geld aus Düsseldorf äußern müssen. Doch wegen der vorgezogenen Wahlen und dem bekannten Ausgang sei die Antragsfrist verlängert worden.

Die Baugenehmigung für die Radstation mit knapp 700 Einstellplätzen für Zweiräder muss das Eisenbahnbundesamt erteilen. Das Zweirad-Zentrum entsteht zwischen Bunker und Bahnhofshalle — auf einem Gelände der Bahn also. Wichtig ist den Planern, dass ein direktor Zugang zum Bahnsteig 1 entsteht. Dann haben es Kunden mit Drahtesel leichter.

Die Lobby-Organisation der Radfahrer, der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), dringt schon länger auf die Station. Gladbach sei die Stadt mit dem geringsten Fahrradverkehr, da könne eine solche Station für einen Neustart sorgen. Wenngleich viele Radwege katastrophal sind — oder ganz fehlen.

Der Radlertreff Rheydt jedenfalls ist eine Erfolgsgeschichte. Konvalinka sagt: „Wir sind ausgebucht“. 206 Fahrräder können im „Parkhaus“ abgestellt werden. Allein 152 Dauerparker nutzen das Angebot, zahlen für das Lautlos-Fortbewegungsmittel entweder sieben Euro/Monat oder 70 Euro/Jahr Gebühr. Wer Gladbach per Fahrrad erkunden will, legt fürs Leihgerät sechs Euro hin.

Mit Argusaugen achtet der Fahrradhandel darauf, dass in Rheydt nicht professionell gearbeitet wird. „Wie erledigen kleinere Reparaturen wie Birnen- und/oder Schlauchwechsel“, sagt Koordinator Konvalinka. Das machen meist die 15 Jugendlichen im Alter von 17-25 Jahren. Sie wurden vom Jobcenter zu Konvalinka und zwei erwachsenen Mitarbeitern geschickt.

Ziel: Die jungen Leute, die zumeist nichts Berufliches gelernt, geschweige denn gearbeitet haben, sollen hier fit gemacht werden. Zum Beispiel für einen Anlernjob im Lager oder für Schichtarbeit. Das sei bei der mitunter erkennbaren Null-Bock-Mentalität nicht immer einfach, sagt Konvalinka. „Doch wir raufen uns zusammen“, lacht er.

Das Jobcenter fördert das Programm finanziell, es zahlt auch die 1,50 Euro/Stunde für die jungen Leute.

Das Diakonische Werk ist Träger des Radhauses, es soll auch das in Stadtmitte übernehmen. Der ADFC hofft, dass 2013 in Stadtmitte gebaut wird. Noch sieht es danach nicht aus.

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