Radfahrer und Fußgänger werden im Dunkeln oft übersehen

Vor zwei Jahren gab es in Mönchengladbach gut 10 000 Verkehrsunfälle, 1100 mit Verletzten. Vieles ließe sich verhindern, sagt die Polizei.

Radfahrer und Fußgänger werden im Dunkeln oft übersehen
Foto: Detlef Ilgner

Um 7.30 Uhr sind die Straßen an diesem Morgen noch nass, und es ist noch düster. In etwa 25 Metern Entfernung kann man nur knapp erahnen, dass sich dort in der Dunkelheit etwas bewegt. In dunklen Farben gekleidete Kinder wandern auf dem Bürgersteig Richtung Geschwister-Scholl-Schule. „Das ist das beste Beispiel für die falsche Kleidung in der Dunkelheit“, sagt Achim Hendrix, Leiter der Verkehrsinspektion der Polizei Mönchengladbach. Von Reflektoren fehlt jede Spur. „Würden die Kinder reflektierende Sachen tragen, könnte man sie auf eine Entfernung von bis zu 150 Metern sehen.“

Viel zu häufig passieren Verkehrsunfälle, weil Autofahrer Fußgänger und Fahrradfahrer nicht sehen. Und das sei nicht immer nur die Schuld des Pkw-Fahrers. „Es nieselt, es ist dunkel, vielleicht noch neblig, und plötzlich steht da der Fußgänger“, schildert Hendrix. Um dem entgegenzuwirken, möchte die Polizei darauf hinweisen, wie wichtig es ist, als Verkehrsteilnehmer auf der Straße gesehen zu werden und auf sich aufmerksam zu machen.

Alleine im Jahr 2016 gab es in Mönchengladbach ganze 10 093 Verkehrsunfälle, knapp 1100 Menschen wurden dabei verletzt, fast die Hälfte davon waren Fußgänger und Radfahrer. „Das sind nun einmal die schwachen Verkehrsteilnehmer“, sagt Polizist Hendrix. „Gegen ein Auto hat man dann keine Chance mehr.“ Und auch die Zahlen für 2017 sehen ähnlich aus. Gerade in den Monaten Oktober bis März steige das Risiko für Fußgänger und Radfahrer, im Straßenverkehr zu verunglücken.

Doch könnten viele dieser Unfälle durch die richtige Auswahl der Kleidung oftmals vorgebeugt werden. Und die Auswahl der sicheren Accessoires ist groß: Angefangen bei Kleidung mit reflektierenden Streifen und sogenannten Blinki-Reflektoren, die perfekt an die Mütze oder Tasche anzustecken sind, bis hin zu LED-Schuhclips, die in der Dunkelheit auffallen. Am effektivsten ist aber die klassische Warnjacke im knalligen Gelb, mit integrierten Reflektoren.

Familie Cremer geht mit bestem Beispiel voran und hat die ganze Familie mit solch auffälligen Jacken ausgestattet. In den Morgen- und Abendstunden gehen sie nicht ohne diese aus dem Haus. Ihren Sohn Marc müssen die Eltern aber nicht dazu zwingen, sich sicher zu kleiden — ganz im Gegenteil. Der 13-jährige hat mittlerweile eine besondere Affinität für die sichere Kleidung entwickelt. „Ich fühle mich damit einfach wohler“, so der Schüler. „So weiß ich, dass die Autofahrer mich bestimmt eher sehen und mir nichts passiert.“ Sogar sein Taschengeld wollte Marc neulich opfern, um sich eine weitere Warnjacke zu kaufen.

Um sich im Straßenverkehr sichtbar zu machen, müsse man aber gar nicht tief in die Tasche greifen, sagt Hendrix. Schon für wenig Geld bekomme man oftmals in Discountern sämtliche Accessoires, die zur Sicherheit beitragen. Auch mit heller Kleidung habe man schon eine etwas bessere Chance, vom Autofahrer gesehen zu werden. Doch auch mit Warnwesten und Co. können Autofahrer die anderen Verkehrsteilnehmer übersehen, so Hendrix. „Sichere Überwege wie Verkehrsinseln sollten deshalb genutzt werden — auch wenn dies manchmal ein Umweg ist.“

In den vergangenen Wochen gab es gleich mehrere Verkehrsunfälle mit Fußgängern und Radfahrern, die tödlich endeten. Alle Unfälle ereigneten sich in den Morgen- und Abendstunden. Für Hendrix ist und bleibt jeder Unfall eine Tragödie. „Stirbt ein Mensch bei solch einem Unfall, stecken viele andere Menschen dahinter, die davon schwerst betroffen sind“, sagt Hendrix. Um Autofahrer darauf aufmerksam zu machen, besonders achtsam zu fahren, hat die Polizei im Rahmen einer Patenschaft vor der Geschwister-Scholl-Schule nun eine KIM-Figur (Kids in MG) aufgestellt. Die Figur in Form einer Kinder-Silhouette ist diesmal sogar reflektierend und trägt ein Schild, auf dem gut lesbar steht: sichtbar sein, sicher sein. „Wir hoffen, dass die Verkehrsteilnehmer sich beim Anblick der Figur Gedanken machen“, sagt Achim Hendrix, „und dass sie auf die Bremse treten.“

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