Prozessauftakt: Tochter eingesperrt und geschlagen

Mönchengladbach (dpa). Ein aus dem Libanon stammendesElternpaar muss sich seit Montag wegen der monatelangen Misshandlungseiner Tochter in Mönchengladbach vor Gericht verantworten. DieEltern von insgesamt neun Kindern sollen die erwachsene junge Fraumonatelang in Hückelhoven gefangen gehalten, geschlagen und zurAbtreibung ihrer ungeborenen Zwillinge gezwungen haben.

Auslöser des Martyriums war laut Anklage eine Beziehung der heute26-Jährigen zu einem Mann, der den Eltern nicht genehm war. Mutter(44) und Vater (46) hätten bereits im Libanon einen anderen Bräutigamfür ihre Tochter ausgesucht. Durch die Beziehung der Tochter zu demTunesier hätten sie die Familienehre als beschmutzt angesehen.

Beim Prozessauftakt stieß das Gericht allerdings auf eine Mauerdes Schweigens: Sowohl die Tochter, wie auch ihr Freund verweigertendie Aussage. Damit brachen der Staatsanwaltschaft beideHauptbelastungszeugen weg. Weitere Zeugen äußerten sich sehrängstlich und zögerlich.

Laut Anklage soll der Vater der jungen Frau versucht haben, deren Freund erst mit Geld, dann mit Morddrohungen zur Aufgabe der Beziehung zu bewegen. Als der Tochter mit Hilfe der Polizei die Flucht aus der elterlichen Wohnung gelungen sei, habe die Familie vorgetäuscht, dass ihre Mutter im Koma läge. Als die Tochter besorgt zurückkehrte, sei sie erneut gefangen gehalten worden. Ihr Vater soll sie sogar in einen Wald gebracht und dort geschlagen und gewürgt haben.

Das Gericht versucht nun, über die Zeugenaussage eines Vernehmungsbeamten die Aussage des Tunesiers bei der Polizei ins Verfahren einzuführen. Er hatte gesagt, er habe die 26-Jährige inzwischen vor einem islamischen Geistlichen, einem Imam, geheiratet. Deswegen stehe ihm ein Aussageverweigerungsrecht zu.

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