Prozess um versuchten Mord: „Ich bringe euch alle um“

Hans-Günter H. wollte seine Freundin und ihre Nachbarn durch ein Feuer töten.

Mönchengladbach. „Ich hab’ den Karton genommen, mit Pappe drin und ein Feuerchen gemacht“, erzählt Hans- Günter H. vor Gericht. Der Grund: Verschmähte Liebe. Schon seit Jahren hatte er ein Auge auf Anja R. geworfen, doch die wies ihn zurück. So kam es zu dem Brand im Keller von Haus Gereon an der Erzbergerstraße am 7. September 2010.

„Anja hat mich beleidigt, hat böse Wörter gesagt, ich weiß aber nicht mehr, was. Ich war stinksauer.“ Das Leben des Mannes, dem ein Gutachter eine Intelligenz-Minderung und Depressionen bescheinigt, spielte sich zwischen Wohnheim und der Werkstatt für Behinderte ab.

Er sei viel allein unterwegs gewesen, spazieren gegangen oder Fahrrad gefahren, berichtet der 47-Jährige. Später kommt heraus, dass er im wahrsten Sinne des Wortes krank vor Liebe war. Er litt unter Schwindelanfällen, konnte zeitweilig nicht seiner Arbeit nachgehen — alles wegen Anja.

Eine andere Freundin habe er nie gehabt, mit ihr sei er aber schon seit Jahren „gut befreundet“ gewesen — nur mehr wollte die Frau nicht. Und deshalb hatte er beschlossen, sie umzubringen. In dem Holzverschlag im Keller brannte das Papier, H. ging hinauf. Er habe noch zwei Bewohner gewarnt, bevor er in den Hof gelaufen sei.

Dort soll er gerufen haben: „Ich hoffe, die Alte verreckt. Ich bringe euch alle um.“ Als kleines Kind war er — das fünfte von sechs Kindern aus einer Kölner Familie — nach dem plötzlichen Herztod seines Vaters ins Heim gekommen. Seine Mutter habe er seitdem nicht gesehen. „Die hat mich ja weggegeben.“

Nur seine Oma habe ihn als Kind mal in dem Heim besucht. Zu einer Schwester hat er engeren Kontakt, zu den anderen Geschwistern sporadisch. Ob er wisse, warum er vor Gericht stehe, wollte Richter Lothar Beckers wissen. „Ja, weil ich ein Feuer gelegt habe“, antwortete H. Warum er das getan habe? „Weil ich immer die Anja haben wollte“, ist die Antwort. Anja R. und ihre Mitbewohnerin Jennifer R. erlitten beide in dieser Nacht Rauchvergiftungen, mussten ins Krankenhaus.

Insgesamt waren sieben Menschen in dem Gebäude, deshalb lautet die Anklage auch auf siebenfachen versuchten Mord. Das Haus wäre zwar nach Lage des Brandes nicht abgebrannt, erklärte ein Brandsachverständiger im Gericht. Der Rauch sei aber so giftig gewesen, dass, wenn man versucht hätte, durch die Haustür zu flüchten, wenige Atemzüge zur Bewusstlosigkeit gereicht hätten.

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