Proteste gegen Pro NRW: „Nur billige Polemik“

Ein Häufchen Rechtspopulisten stänkert gegen Muslime. Rund 350 Menschen protestieren gegen Pro NRW.

Mülfort. Um kurz nach 11 Uhr rennt ein junger Mann aus der Menge der Demo-Teilnehmer auf den „Infostand“ der rechtspopulistischen Pro NRW zu, reißt die Lautsprecherbox um und sprintet davon. Nur etwa 300 Meter weiter wird er von Polizisten gestellt. Da liegt der Mann schon am Boden. Ihn hätten „fiese Provokationen“ der Redner der umstrittenen Partei gestört, sagt er. Er muss u.a. wegen Sachbeschädigung ebenso mit einer Anzeige rechnen wie die Frau, die mit einem von ihr beschmierten Pro-NRW-Wahlplaket über die Mülforter Straße läuft — auf Badelatschen.

Als Knallkörper fliegen und ein Vertreter von Pro NRW einen Polizeibeamten polemisch fragt „Wer hat da auf uns geschossen?“ droht die Situation zu eskalieren. Dass sich die Atmosphäre zwischen rund 350 Gegnern der rassistischen Partei und der kleinen Anzahl Pro-NRW-Bewegter nicht weiter auflädt, dafür sorgen über 50 Polizeibeamte, auch einige Vertreter des Staatsschutzes.

Jusos, die Linke, vor allem das Bündnis „Aufstehen, für Menschenrechte, gegen Rechtsextremismus“ haben zum Protest gegen den Auftritt der antisemitischen Partei aufgerufen. Weil sich deren Mitglieder lautstark auf der gegenüberliegenden Seite der Merkez-Moschee an der Duvenstraße 338 postieren, haben sich ihre Kritiker entlang des Moschee-Geländes versammelt.

Wie ein Schutzschild mit Transparenten, Fahnen, Rasseln und Trillerpfeifen. Die Antifaschisten haben „Lieber solidarisch als solide arisch“ auf einem Transparent ausgerollt. Yunus, 19-jähriger Türke und Mitglied der muslimischen Gemeinde, widert der Auftritt von Pro NRW an. „Das ist billige Polemik, wenn wir einander respektieren, haben wir keine Probleme“, sagt er. Er wolle tolerant sein, gesteht aber, dass er Wahlplakate von Pro NRW abgerissen hat.

Landtagskandidaten von Grünen, SPD, Linken beteiligen sich am „Auftritt der Demokraten“. Pfarrer Edmund Erlemann („Wir müsen aufstehen für eine gerechte Gesellschaft“) ist — wie viele — wütend über die Häme der rechten Gruppe.

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