Probelauf: zum Eiertitschen Grün gegen Pink im Wahlkampf

Die OB-Kandidaten der drei kleinen Fraktionen haben es für die WZ krachen lassen. Eiertitschen ist wohl die harmloseste Disziplin im beginnenden Wahlkampf. Wie wichtig sind harte Schale und Taktik fürs eine wie das andere?

mMönchengladbach. Bei der Wahl ihrer Waffen haben nicht etwa Parteifarben eine Rolle gespielt, sondern der grüne OB-Kandidat Karl Sasserath. Er hat auf Eiern freilaufender Hühner bestanden, gefärbt mit ökologisch einwandfreien Farben.

Sasserath tritt mit einem grünen Ei, FDP-Konkurrent Anno Jansen-Winkeln und FWG-Gegner Erich Oberem mit je einem pinkfarbenen an. Die drei gehen der WZ zuliebe ans Eiertitschen: ein besonderes Duell in Zeiten des heißer werdenden Wahlkampfs.

"Da ist bestimmt ein Zementei bei", flüstert einer der Gegner. Sasserath versucht den Verdacht zu entkräften und erzählt, da Eiertitschen für ihn bis einen Tag vor der Begegnung etwas Neues war, von seinen Recherchen im Internet. "Das mit dem Füllen zum Beispiel mit Blei hat es früher wirklich gegeben." Um jegliche Unstimmigkeiten zu vermeiden, sucht eine unbefangene Adjutantin des Duells die drei Eier aus.

Jansen-Winkeln und Oberem treten als Erste gegeneinander an. Zögernd rücken sie zusammen. "Da gibt’s wohl Berührungsängste", sagt Sasserath und schmunzelt. Jansen-Winkeln zu Oberem: "Ihre Hand ist falsch." Oberem: "Das sagt der Pianist." Er lacht. "Da soll einer sagen, Wahlkampf macht keinen Spaß."

Es mache Spaß, findet Jansen-Winkeln, vom Kampf mit dem kalkigen Kleinen zum großen Ganzen kommend: "Politik hat mit Menschen zu tun. Und das macht oft genug Spaß. Und ein gewisses Augenzwinkern sollte man auch selbst immer mitbringen." Karl Sasserath setzt sich "gern mit den politischen Gegnern auseinander. Im Wahlkampf vor Publikum macht mir das besonders viel Spaß."

Beim FDP- und FWG-Mann wird es ernst mit der bevorstehenden Karambolage. Jansen-Winkeln hat vorher nicht geübt und sagt zu seinen Chancen: "Wer mit sensiblen Dingen operiert, muss damit rechnen, Niederlagen einzustecken. Und man muss abwägen zwischen sportlichem Ehrgeiz und dem Problem ein x-tes Ei essen zu müssen. Wie im echten Leben halt." Jansen-Winkeln fragt Oberem: "Wollen sie halten oder schlagen?" Oberem: "Ich halte hin." Knack. Das FDP-Ei hat den Angriff nicht überlebt.

Oberems Ei hat eine harte Schale bewiesen. Oberem selbst sieht es so, dass Wahlkampf immer mit harten Bandagen läuft. Das sei keine Frage von Fairness. "Auch Boxer arbeiten mit harten Bandagen und trotzdem fair." Jansen-Winkeln resümiert für sich, "dass Tiefschläge regelmäßig vorkommen, wenn die Menschen nicht zwischen Persönlichem und Politischem unterscheiden".

Sasserath hat in seinem "politischen Leben immer wieder Politiker getroffen, die aus ihrem Willen zur Macht nicht zurückschrecken, Gegner existenziell zu treffen". Wie ein Fußballer, der nach dem Abpfiff nachtrete. "Anders gesagt: Mit Blei- oder Kalkeiern zu titschen, entspricht nicht meinem politischen Stil."

Fürs Titschen habe er sich "taktisch beraten lassen", kündigt Sasserath an und tritt gegen Oberems Halbfinal-Gewinner-Ei an. Mit Respekt. Denn vor dieser speziellen Begegnung mit dem FDP- und FWG-Kandidat schätzte er sie als "sehr ambitioniert und im Titschen wahre Meister" ein.

Nachdem Jansen-Winkeln, der nach eigenen Angaben in seiner Familie "als nahezu gemeingefährlicher Großmeister" dieser Disziplin gilt, ausgeschieden ist, heißt es nun Pink gegen Grün. "Et kütt wie et kütt" hat Oberem zu seiner Gewinnchance und Vorbereitung gesagt.

Un et kütt. Ein Stoß und Oberems Ei hat sprunghaft an Festigkeit verloren. Oberem: "Grün ist gefährlich." Zuschauer Jansen-Winkeln: "Das ist ein ziemlicher Totalschaden." Der Liberale pellt sein Ei und isst. "Was ist, wenn wir an Salmonellenvergiftung sterben?", fragt er Oberem. Sasserath lachend: "Dann gibt es gute Chancen für einen grünen OB."

Die Frage der Chancen bei der kommenden Kommunalwahl ist für Jansen-Winkeln eine demokratische. "In der Demokratie ist es nie verkehrt, den Menschen ein Angebot zur Auswahl anzubieten. Und natürlich ist die FDP der Meinung, dass unser Angebot Erfolgschancen hat."

Oberem bewertet seine Chancen als "nicht geringer als die anderer Kandidaten". Dabei spiele nicht die Größe der Fraktionen die ausschlaggebende Rolle. "Sonst könnte ja auch ein Esel aufgestellt werden."

Sasserath zieht eine Parallele zum US-Wahlkampf. "Genauso wenig wie John McCain und Hillary Clinton die USA allein begeistern konnten, ist der politische Unterhaltungswert einer auf Norbert Post gegen Norbert Bude beschränkten OB-Wahl eher begrenzt. Sie stehen für den Stillstand. Wo sind denn da die Unterschiede, wo ist das Charisma? Wähler brauchen eine echte Alternative."

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