Pionier Bertrand Piccard in der Kaiser-Friedrich-Halle

Der Mann, der als Erster die Welt in einem Heißluftballon umrundete, berichtete wenig von brenzligen Situationen, sondern gab viele Lebensweisheiten an sein Publikum weiter.

Mönchengladbach. Der Psychiater in ihm gewinnt immer wieder die Überhand. Bertrand Piccard, Bordkommandant bei der ersten Nonstop-Umrundung der Erde im Heißluftballon, sagt: "Das Leben ist wie eine Ballonfahrt. Manchmal steigen wir auf, manchmal sinken wir. Dann müssen wir Richtung und Flughöhe ändern, um auf Kurs zu bleiben."

Wer an diesem Abend in die Kaiser-Friedrich-Halle gekommen ist, um von dramatischen Situationen und spannenden Abenteuern zu hören, war wahrscheinlich überrascht. Denn der Mann, der als Erster die Welt in einem Heißluftballon umrundete, berichtete wenig von brenzligen Situationen, sondern gab viele Lebensweisheiten an sein Publikum weiter.

Piccard macht den Auftakt in der Reihe "Pioniere der Welt in Mönchengladbach". Der Schweizer erzählt, dass er anfangs nicht begeistert war von der Ballonfahrt. Doch dann wurde ihm klar: "Wir lernen im Leben, das Unbekannte zu hassen und dagegen zu kämpfen. Wir wollen immer über alles Kontrolle haben, aber manchmal müssen wir die abgeben. Im Ballon lernen Sie das. Sie sind ein Gefangener der Welt."

Mit stimmungsvollen Fotos seines Abenteuers untermalt Piccard seinen Vortrag. Zwei missglückte Versuche brachten ihn und seinen Partner Brian Jones nicht zum Aufgeben. "Abenteuer hat auch immer mit dem Risiko des Scheiterns zu tun.

Im Zweifel sind wir gezwungen, den Geist offen zu halten, um Lösungen zu finden", sagt der 51-Jährige. Immer wieder stellt er Beziehungen zwischen Ballonfahrt und Leben her. "Wenn Sie mit einem Ballon höher fahren wollen, müssen sie Ballast abwerfen. Im Leben ist es das Gleiche. Wir müssen uns von Sachen trennen, um höher zu steigen."

Piccard ließ sich von ZDF-Moderator Markus Lanz zu seinen Abenteuern befragen. Doch auf dessen mehrfaches Nachfragen, ob er auf seiner Reise einen Gott gespürt habe oder es einen Gott überhaupt gebe, antwortete Piccard nur trocken: "Ich glaube nicht, dass ich etwas Göttliches gesehen habe. Ich weiß nicht, ob es einen Gott gibt."

Das nächste Projekt des Wissenschaftlers: Solar-Impulse, die Umrundung der Erde mit einem nur durch Solarenergie angetriebenen Flugzeug ohne Treibstoff und Schadstoffausstoß. So möchte Piccard das Potenzial der erneuerbaren Energien und der neuen Technologien aufzeigen.

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