OB-Bewerber Oberem: Wir, die FWG, sind doch die wahre CDU

Erich Oberem will es, „weil ich es kann“. Eine Koalition mit der CDU schließt er nicht aus – „aber wir lassen uns nicht bezahlen“.

Mönchengladbach. Wenn man ihn lässt, kann Erich Oberem sein Gegenüber schwindelig reden. Der Mann ist 71 und will Oberbürgermeister werden. "Ich bin der einzige Verwaltungsfachmann unter allen OB-Bewerbern. Ich will es, ich kann es, ich bin kräftig und gesund", sagt er.

Tatsache ist, dass Oberem, Chef der Freien Wählergemeinschaft (FWG), in den meisten Fällen weiß, worüber er spricht. "Ich bin der einzige Bewerber, der alle Dezernate und alle Hierarchien einer Verwaltung durchlaufen hat." Und weil die Verwaltungsarbeit sein Steckenpferd ist, ist sein Lieblingsplatz auch zwischen den Aktenordnern in seinem Parteibüro. "Die Akte ist das Gedächtnis der Verwaltung. Und dazu, gute Arbeit zu machen, gehört vernünftige Information."

Würde er OB, dann stünde die Verwaltungsführung an erster Stelle. So viel repräsentieren wie das Amtsinhaber Norbert Bude (SPD) "gut macht, werde ich nicht machen". Und der ehemalige städtische Beigeordnete - da besaß er noch das CDU-Parteibuch - sagt auch gleich, dass die FWG sich im neuen Stadtrat eine Zusammenarbeit mit der CDU vorstellen kann. "Aber es wird keinen Koalitionsvertrag geben, und bezahlen wie die FDP lassen wir uns nicht." Oberem schmunzelt: "Wir, die FWG, sind doch die wahre CDU". Mit der SPD könne es keine Koalition geben.

Mit den längst auseinander gegangenen Koalitionären CDU und FDP rechnet der 71-Jährige schonungslos ab. Was sie in den vergangenen Jahren getan hätten, fasst er mit einem Schimpfwort zusammen. "Die haben keine Haushaltsdisziplin." 1993 habe es das erste Loch im Haushalt gegeben. Heute sei Mönchengladbach kein "agierendes Großstadtunternehmen mehr".

Beim Thema Soziales sieht er die Stadt als Vollstrecker gesetzlicher Vorschriften. Finanziell gebe es wenig Spielräume. Aber bei der Familien-Prävention könne man vieles und mehr tun.

Theater, Museen, Volkshochschule, Musikschule stehen für ihn ganz oben an. Im Bereich Schulen, einem weiteren Teil der Bildung, kritisiert Oberem "fehlende Schulentwicklungsplanung". Eine sechste Gesamtschule sei nicht nötig. Wenn es eine vernünftigen Schulentwicklungsplan gäbe, hätte man kein Gesamtschulproblem, glaubt er. Auf "solide Beine" will er die Wirtschaftsförderung stellen. "Wir sind keine Textilstadt mehr, wir benötigen externen Fachverstand, damit die Wirtschaftsförderung Planmäßigkeit erfährt." Die fehle derzeit.

Außerdem sei die Gewerbesteuer viel zu hoch, das schrecke Investoren ab. Oberem weiß, dass die Kommunalaufsicht entscheidet, wie hoch diese Abgabe sein darf. "Wir können nicht überall Fußgängerzonen einrichten", sagt der Politiker auf die Frage, wie er die Verkehrsentwicklung sieht. "Aber wir müssen schauen und regeln, wo Autos langsam bzw. schnell fahren dürfen."

Beim Lieblingsthema Finanzen geißelt er Privatisierungen, die nicht auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft wurden. "Wir bezahlen uns kaputt bei den Töchtern." Gespart werde so gut wie nicht. Beispiel Theater im Nordpark. Das sei zu teuer. Das alte Schauspielhaus hätte als Ersatzspielstätte hergerichtet werden können, das wäre billiger gewesen.

Investieren will Oberem nur noch da, wo es nötig ist. Mehr könne sich eine Stadt mit 1,2 Milliarden Euro Schulden nicht leisten. Ob er in der Stadt bekannt sei? Oberem sagt: "Mich kennen rund 10 000 Gladbacher." Er urteilt über sich selbst: "Ich bin kein Lächeltyp." Seine Familie unterstützt ihn bei seiner Kandidatur. Die Söhne Klaus und Erich sind FWG-Mitglieder. Erich junior hat u.a. die Internet-Seite der Partei gestaltet. Sohn Klaus kandidiert in Pongs, wo er wohnt.

Enkel Felix ist derjenige, der Oberem abseits vom Joggen fit hält. Wenn der Kleine mit Opa schwimmen will, schmilzt der 71-Jährige dahin. Und er redet auch nicht mehr viel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort