Nordpark: Bäume „vergessen“: Beirat empört

Der gesetzlich geforderte Öko-Ausgleich kommt nur sehr schleppend voran. Die zuständige Stadtgesellschaft steht in der Kritik.

Mönchengladbach. Beim grünen Ausgleich im Nordpark sehen inzwischen nicht nur viele Politiker Rot. "Da wären wir viel, viel weiter, wenn die Stadtentwicklungsgesellschaft EWMG voran machen würde", schimpft Christel Jörg. Die Landschaftsgestalterin ist Vorsitzende des Stadt-Umweltbeirates. Und dem wurde jetzt der "Sachstandsbericht Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen im Nordpark" präsentiert. Was da drin steht, verärgert nicht nur Umweltschützer (und Politiker), es wirft auch ein bezeichnendes Licht auf die EWMG um ihren Hauptgeschäftsführer Manfred Nieland.

Kritikpunkte in dem Fazit der städtischen unteren Landschaftsbehörde: Man habe mit der EWMG bzw. der Parkplatz-Gesellschaft PPG eine bestimmte Anzahl von Baumpflanzungen vereinbart. In nicht wenigen Fällen aber wurden deutlich weniger Gehölze gesetzt. Oder: Bereiche im Nordpark wurden gegen die Absprachen im Bebauungplan versiegelt. Das bedeutet: Wasser sickert hier nicht mehr oder nicht mehr so leicht durch.

Die Kritik an der städtischen EWMG in Sachen Öko-Ausgleich ist nicht neu. Auch für den 140 Hektar großen Nordpark sieht der Gesetzgeber vor, dass für Bauten wie Borussia-Park, HockeyArena oder die rund 10 000 Parkplätze Natur-Ersatz angelegt werden muss.

Motto: Was man Mutter Natur an der einen Stelle in Form eines Sporttempels abnimmt, muss an anderer Stelle durch Grün ausgeglichen werden. Eine Befreiung von dieser Verpflichtung ist möglich - wenn man zahlt. Die EWMG hat den kostspieligen, Millionen-teuren Part des ökologischen Ersatzes im Nordpark übernommen.

Doch offenbar geht man hier nicht allzu gewissenhaft vor. Beispiele: Die PPG, die mehrheitlich der EWMG gehört, verpflichtete sich, für vier Pkw-Stellflächen am Stadion einen Baum zu pflanzen. Legt man dieses Rechenexempel zugrunde, fehlen beim "P5" 46 Stück, beim "P4" sind es sogar 147, beim "P2" ist die Lücke 64 Bäume groß. Die Stadt-Landschaftsschützer fordern: Nachpflanzen.

Am HockeyPark, der der EWMG gehört, wurden zur Hockey-WM mir nichts, dir nichts 1000 Quadratmeter versiegelt. Obwohl das nicht genehmigt wurde, heißt es in dem Bericht.

Vertreter der unteren Landschaftsbehörde beklagen, dass die EWMG auf Anfragen zu bestimmten Maßnahmen im Nordpark nicht reagiere bzw. bei angekündigten Grün-Projekten keine Angaben zur deren Realisierung mache. Ein Beispiel ist die südwestlich im Nordpark gelegene Waldkulisse mit vorwiegendem Fichtenbestand. Hier soll künftig ein Mischwald aus Eichen, Hainbuchen usw. sprießen. Tümpel soll’s auch geben. Hinter dem Zeitpunkt steht ein Fragezeichen. Die EWMG sage dazu nichts.

Faustregel: Für Bauten wie den Borussia-Park (Foto) undgenutzte Flächen (z.B. Parkplätze, Messegelände) im mehr als 140 Hektargroßen Nordpark soll 40 Hektar "Ersatzgrün" angelegt werden. Entwederim Park selbst oder außerhalb wie in Rheindahlen und in Giesenkirchen.

Punkte: Dazu wurde ein Punkte-Katalog vereinbart. 510 "grüne"Punkte" müssen abgearbeitet werden. EWMG-Chef Manfred Nieland sagt,davon seien 210 bereits erledigt. Kritiker halten ihm vor: In den 210Punkten seien Projekte enthalten, die nur auf dem Papier existieren,also nicht verwirklicht sind.

Fahrplan: Die 510 Punkte sind erst dann komplett zu erfüllen, wenn der Nordpark vollständig bebaut ist.

Regelung: Der jeweilige Bebauungsplan legt fest, wo Ersatzgrün geschaffen werden soll.

Kontrolle: Die untere Landschaftsbehörde will dieÖko-Aktivitäten der EWMG bzw. PPG jetzt stärker kontrollieren. Daserklärte Umweltdezernent Bernd Kuckels (FDP) nach kritischen Fragen imLandschaftsbeirat der Stadt.

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