Nobelpreisträger Muhammad Yunus beim Schulfrühstück in Gladbach

Muhammad Yunus aus Bangladesch hat vor Ort ein Projekt besucht, zu dem er den Anstoß gab.

Mönchengladbach. Auf langen Tischen stehen belegte Brötchen, Obstspieße, Brote mit Frischkäse. Die Schüler der Gemeinschaftsgrundschule Mülfort-Dohr stellen sich an, suchen sich ihr Frühstück aus, bezahlen. Alles ganz normal. Und doch ist dieses Frühstücksangebot etwas Neues: Es ist der Beginn eines Sozialunternehmens, das seine Entstehung dem Besuch von Nobelpreisträger Professor Muhammad Yunus in Gladbach verdankt.

Denn der vielumworbene Mann aus Bangladesch kommt nur noch zu Vorträgen, wenn sie mit sozialen Projekten verbunden sind. Montagmorgen konnte er sich überzeugen, dass Gladbach auf dem Weg ist, ein funktionierendes Social-Business-Projekt zu etablieren.

Das Projekt „Gesundes Frühstück“ erfüllt genau die Kriterien für Social Business im Sinne von Yunus. Es löst ein soziales Problem und es ist auf nachhaltiges Wirtschaften ausgerichtet. „Das ist eine großartige Idee“, lobt Yunus, während er die Grundschüler beim Frühstücken beobachtet. „Die Kinder finden gesundes Essen. Sie lernen den Wert des Geldes zu verstehen, denn sie bezahlen dafür. Und sie sitzen nicht mehr mit leerem Magen im Unterricht.“

Damit ist das soziale Problem, das durch Social Business gelöst werden soll, schon umrissen. Viel zu viele Kinder kommen morgens ohne Frühstück in die Schule, weil sich zu Hause niemand darum kümmert. „Besonders schlimm ist es am Montagmorgen“, weiß Heidrun Eßer vom Kinderschutzbund. „Dann haben sie das ganze Wochenende nichts Ordentliches gegessen haben.“

In der Grundschule Mülfort-Dohr finden sie jetzt vier Tage in der Woche ein Frühstück. Für 20 bis 30 Cent bekommen sie belegte Brote oder Brötchen, Obst und auch manchmal etwas Süßes. Ganz nebenbei probieren sie auch mal Unbekanntes aus und lernen, was zu einer gesunden Ernährung gehört.

Zusätzlicher Pluspunkt: Es werden Arbeitsplätze geschaffen. Denn die Eltern, die das Frühstück ausgeben, werden für ihren Einsatz bezahlt. Eine Ausweitung auf weitere Grundschulen ist geplant. Es gibt Sponsoren, aber auf Dauer soll sich das „Gesunde Frühstück“ selbst finanzieren.

Nicht nur durch die Preise, die die Kinder zahlen, sondern durch zusätzliche Produkte. „Vielleicht bringen wir ein Müsli auf den Markt, das in Gladbach verkauft wird und dessen Erlöse ins Projekt fließen“, sagt Natalija Brkljacic, bei der MGMG für das Projekt zuständig.

Man sei in Gesprächen mit der Hochschule, deren Studenten ein solches Produkt entwickeln und vermarkten könnten. Auf Dauer sei eine Genossenschaft geplant, unter deren Dach Social-Business-Projekte Platz und Finanzierung finden. Ganz im Sinne von Yunus, der auf kleine Anfänge setzt, um die Welt zu verändern.

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