Neue Linienführung fällt durch

Mehr als 50 Prozent der Busnutzer bewerten die geänderten Buswege als mangelhaft. Trotzdem will die Stadt die Testphase erneut verlängern.

Als das Minto noch im Bau war und die ersten Pläne zum Sonnenhausplatz kursierten, stellten viele das Bussystem auf der Hindenburgstraße in Frage. Ist es der Atmosphäre auf Gladbachs Haupteinkaufsmeile zuträglich, wenn täglich mehr als 900 große Busse bergauf und bergab fahren?

Neue Linienführung fällt durch
Foto: hpr

Es gab viele Ideen, wie man alles auf den Kopf stellen könnte: Doch von einem Shuttle-Bus bis zur Seilbahn wurden alle Modelle verworfen und meist belächelt. Doch seitdem unter dem Druck von CDU und SPD die jetzige Lösung — bergauf fahren die Busse über die Hindenburgstraße, bergab über Viersener Straße und Steinmetzstraße — getestet wird, rumort es bei Bürgern, Geschäftsleuten und der politischen Opposition. „Unverschämt“, urteilt FDP-Fraktionsvorsitzende Nicole Finger.

Sie bezieht sich auf eine Erklärung der Stadt für die Bezirksvertretung Nord. Da sprechen sich die städtischen Verkehrsexperten für eine Verlängerung der Testphase aus. Und sie zitieren aus einem Gutachten der Planungs-Gesellschaft Köln, die Passanten und Busnutzer befragte, was sie von der Linienführung halten.

„Mehr als 50 Prozent der befragten Busnutzer hat die neue Linienführung im Vergleich zur alten mit ’mangelhaft’ bewertet“, sagt Finger. „Es ist irreführend, wenn die Verwaltung bei dieser Bewertung ihre Schlussfolgerung zieht.“ Und sie weist auf eine weitere Erklärung der Gutachter hin. Da heißt es: „Sowohl die objektiven Daten aus den Befragungen als auch die subjektiven Einschätzungen der Mönchengladbacher Bürger — insbesondere der Busfahrer — münden in der Empfehlung zur Rücknahme der Linienwegveränderung und Wiederaufnahme des ursprünglichen Zustandes vor dem Testbetrieb.“ Die Quintessenz: „Befahrung der Hindenburgstraße in beiden Fahrtrichtungen.“ Die Bezirksvertretung Nord hatte das Thema jüngst von der Tagesordnung gestrichen. Vor allem deshalb, so berichten Teilnehmer, weil sie sich von der Erklärung der Verwaltung überrumpelt sah. Diese hatte bereits eine Empfehlung als Pressemitteilung veröffentlicht, ohne dass sich die Politiker mit dem Stadt-Vorschlag und dem Gutachten beschäftigen konnten.

Auch bei Grünen und Linken herrscht Unverständnis. „Wir wollen, dass Busse bergauf und bergab über die Hindenburgstraße fahren. Aber in deutlich reduzierter Zahl. Und wir wollen Elektro-Busse“, sagt Grünen-Fraktionschef Karl Sasserath. Ähnlich sieht es die Linke. „Wir fordern, die Behindertenverbände bei der Planung einzubinden“, so ihr Fraktionschef Torben Schultz. Und Citymanagement-Vorsitzender Stefan Wimmers sagt: „Die Stadt hatte die Chance, etwas Gutes zu entwickeln. Die hat sie vertan. Die jetzige Lösung schadet Busnutzern und Geschäftsleuten.“

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