Mutterglück trotz Behinderung

Dank der Unterstützung von Hephata können behinderte Mütter ihr Kind behalten. Manche Mütter haben Probleme, sich auf die Entwicklung des Kindes einzustellen.

Mönchengladbach. Im Wohnzimmer steht noch der geschmückte Weihnachtsbaum und mit den Planungen für das Silvesteressen ist Petra schon fertig. Das dreijährige Töchterchen kränkelt ein bisschen und Petra war gerade mit dem Kind beim Arzt. Wie bei Petra geht es in vielen Familien in Deutschland zu: Eltern sind mit Einkaufen, Arztbesuchen, Vorbereitungen beschäftigt.

Dennoch ist in Petras Fall manches anders, denn sie lebt mit ihrer kleinen Tochter in einer kleinen Wohnung auf dem Gelände der Ev. Stiftung Hephata und wird von den Betreuern des Projekts "Unterstützte Elternschaft" durch ihren Alltag begleitet und bei Problemen unterstützt.

"In diesem Projekt möchten wir es Müttern mit Defiziten ermöglichen, ihre Kinder zu behalten", erklärt Teamleiterin Simone Höfer. "Wir helfen ihnen, ihren Tag zu strukturieren, die Bedürfnisse des Kindes zu erkennen und mit der Entwicklung Schritt zu halten."

In den ersten drei Monaten nach der Geburt eines Babys ist rund um die Uhr ein Betreuer vor Ort und kann bei Problemen helfend einspringen. Später sind nur noch tagsüber Mitarbeiter des Teams im Haus, über eine Rufbereitschaft ist aber immer jemand zu erreichen.

Mit den jungen Familien wurde gemeinsam eine Tagesstruktur erarbeitet. So hängt auch bei jeder der sechs Kleinfamilien, die an dem Projekt teilnehmen, ein Wochenplan im Flur, auf dem die Tagesstruktur vorgegeben ist: Aufstehen, Anziehen, Kindergarten, Mittagessen, Mittagsschlaf, Spielen, Abendritual.

Bei Petra läuft das alles schon fast wie von selbst und so steht in den nächsten Monaten der Schritt in die größere Selbstständigkeit einer eigenen Wohnung außerhalb des Hephata-Geländes auf dem Programm. "Im Frühling wird es wohl soweit sein", sagt Simone Höfer. "Dann wird Petra nur noch nachmittags, wenn das Kind aus dem Kindergarten kommt, Betreuung benötigen."

Petra freut sich darauf, obwohl sie die Unterstützung im Rahmen des Projekts zu schätzen weiß. "Ich war vorher in einer Einrichtung in Düsseldorf", erzählt sie, "aber die Betreuer dort hatten nie Zeit, alles richtig zu erklären."

Zwei Kinder musste sie deshalb schon in eine Pflegefamilie geben, mit diesem will sie jetzt alles richtig machen. Es läuft natürlich nicht bei allen so positiv wie bei Petra.

Manche Mütter brauchen wesentlich länger Unterstützung. Sie haben Probleme, sich auf die Entwicklung des Kindes einzustellen. "Sie halten dann an festgefahrenen Mustern fest und merken nicht, dass sich die Bedürfnisse des Kindes geändert haben", erklärt die Betreuerin.

Die Mitarbeiter des Projekts - Heilerziehungshelfer, Sozialpädagogen oder Erzieher - greifen dann ein und üben gegebenenfalls die neuen Verhaltensweisen ein.

So sehr jedoch in dem Projekt versucht wird, Menschen mit Behinderung die Elternschaft zu ermöglichen - das Kindeswohl steht immer im Mittelpunkt. "In zwei Fällen mussten wir die Kinder dann doch in eine Pflegefamilie geben", erzählt Simone Höfer.

In den meisten Fällen gelingt jedoch, was lange ein absolutes Tabu war: Menschen mit geistigen Defiziten oder Lernbehinderungen die Elternschaft zu ermöglichen und ein sicheres und gesundes Aufwachsen der Kinder zu gewährleisten.

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