Mönchengladbach Mülldetektive im Dauereinsatz

In 50 Tagen wurden 84 Umweltsünder ermittelt und 50 Bußgeldverfahren eingeleitet.

Der Standort an der Rheydter Egerstraße ist ideal für Müllsünder: rechts eine Fabrikhalle, links ebenso, auf einem Parkstreifen stehen Papier- und Glascontainer. Es gibt wenig soziale Kontrolle, weil an dieser Stelle niemand wohnt und vorwiegend nur Autofahrer die Straße passieren. Wer hier illegal Rest- und Sperrmüll entsorgt, hat sehr große Chancen, dabei unentdeckt zu bleiben. Jetzt nicht mehr. „Da wollte jemand ganz schlau sein und hat von seiner Vodafone-Rechnung die Adresse entfernt. Der Herr L. war nicht vorsichtig genug: Hinten steht sie noch“, sagt Michael Liedtke.

Er ist Mülldetektiv des Stadtbetriebs Mags, trägt wie sein Kollege André Kehrbusch ein gelbes Shirt mit dem Mags-Emblem und ist mit weiteren drei Mülldetektiven seit 50 Tagen im Einsatz — immer auf der Suche nach Müll-Missetätern. „Wir kriegen sie alle“, sagt Kehrbusch, wühlt in einem Abfallsack und fördert zwischen Einwegwindeln, Essensresten und zusammengeknüllten Kinderzeichnungen zwei weitere Schreiben mit Adressen zutage. Er macht Fotos und brummelt: „Die Frau W. wird von uns hören.“ „Von uns“ — das bedeutet in diesem Fall von GEM, Ordnungsamt und auch Polizei. Denn in enger Zusammenarbeit mit ihnen ermittelt der vor einem guten halben Jahr neu eingerichtete Stadtbetrieb Sauberkeit (er heißt inzwischen Mags) die Müllsünder: Jene, die Abfall illegal im Gelände abladen, Rest- und Sperrmüll zu früh an die Straße stellen, die Container-Standorte wie den an der Egerstraße, aber auch Plätze und stark frequentierte Straßenzüge verschmutzen.

150 Einsätze hatten die fünf Mülldetektive inzwischen bereits, in 84 Fällen stellten sie die Verursacher fest. „Die Tätigkeit der Mülldetektive hat zu rund 50 Bußgeldverfahren geführt“ sagt Jörg Wilms, Teamleiter der Mülldetektive und bei Mags zuständig für ordnungsbehördliche Angelegenheiten. Die Strafen sind saftig: Die illegale Entsorgung einer Tüte Restmüll kostet 100 Euro. Wer erwischt wird, weil er einen Pappbecher wegwirft, ist mit 30 Euro dabei. Und wer Hundekot nicht entfernt, zahlt 50 Euro.

Wilms: „Für diese Menge Müll hier an der Egerstraße zahlt der Verursacher — wenn’s denn nur einer ist — rund 500 Euro“, sagt Wilms. Die Bußgeld-Spirale dreht sich kräftig nach oben: Bis zu 10 000 Euro können verhängt werden — wenn etwa eine ganze Lkw-Ladung Abfall entsorgt wird. „Bislang haben wir nur Privatleute ermittelt, keine Unternehmen“, sagt Mülldetektiv-Chef Wilms.

Wie dreist die Umweltfrevler sind und wie sicher sie sich wähnen, nicht erwischt zu werden, zeigt die Situation an der Egerstraße. „Zweimal täglich fährt die GEM hierhin, um den illegal entsorgten Müll zu entfernen“, sagt Mags-Vorstandsvorsitzender Hans-Jürgen Schnaß. Inzwischen haben sich die Müll-Detektive darauf eingestellt, observieren den Standort und ermitteln verdeckt. Wer den Standort anfährt, die Abfalltüten schnell rauswirft, wird fotografiert. „Wir sind gut geschult worden“, sagt Detektiv Liedtke. Aber nicht immer ist die Bestrafung der letzte Akt. Wilms: „Unsere Detektive informieren auch. Es gibt Menschen, denen wir erst noch erklären müssen, dass sie ihren Müll nicht einfach in Plastiktüten an die Straße stellen dürfen.“

Dass das Vorgehen der Detektive bei dem überwiegenden Teil der Bevölkerung gut ankommt, beweist der kurze Aufenthalt am Container-Standort an der Egerstraße. Ein Autofahrer hält an, kurbelt die Pkw-Scheibe herunter und sagt zu Mags-Chef Schnaß: „Das ist gut, dass sie nun etwas gegen die Müllsünder unternehmen.“ Und eine Passantin ist über das rücksichtslose Verhalten ihrer Mitmenschen erbost. Sie bleibt stehen, lässt sich alles erklären und ruft empört: „Das sind Schweine, die hier ihren Müll hinschmeißen! Hoffentlich erwischen sie die.“

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