Morgendliche Razzia bei Rockern der Hells Angels und Bandidos NRW

15 Wohnungen von Mitgliedern der Hells Angels und Bandidos in NRW, zwei davon in Rheydt und Viersen, wurden am Donnerstag durchsucht.

Mönchengladbach. Sie klingeln nicht. Sie fackeln nicht lang. Mit Hilfe von SEK-Leuten haben sich am Donnerstag Polizeibeamte Zugang zu 15 Privatwohnungen in ganz NRW verschafft. Am frühen Morgen schlugen die Ermittler zu. Eine der betroffenen Wohnungen lag in Rheydt, eine im Viersener Stadtkern.

Hintergrund ist die Massenschlägerei in der Gladbacher Altstadt in der Nacht zum 22. Januar. Damals war es zu einem brutalen Aufeinandertreffen von Hells Angels, Bandidos und deren jeweiligen Unterstützerclubs gekommen. Die 15 Menschen, deren Wohnungen am Donnerstag außer in der Region in Essen, Bochum, Herne, Gelsenkirchen, Siegburg, Eitdorf und Köln durchsucht wurden, sind laut Polizei „eindeutig“ als Beteiligte der Schlägerei identifiziert.

Die Polizei war damals mit einem Großaufgebot angerückt. Zahlreiche Beteiligte wurden verletzt, drei davon lebensgefährlich. Deshalb hatte die Gladbacher Polizei die Mordkommission „Kutte“ eingerichtet.

Die soll klären, was genau in der Nacht passiert ist. Denn die Verletzten schweigen ebenso eisern wie alle, die die Polizei zwischenzeitlich überprüft hat. Das Ziel ist, diejenigen zu finden, die die lebensgefährlichen Stiche ausgeführt haben — die Täter sollen sich für ein versuchtes Tötungsdelikt verantworten. Viele andere werden des Landfriedensbruchs beschuldigt und sollen sich vor Gericht verantworten.

Hilfreich waren für die Polizei bei der Suche unter anderem die Aufnahmen der Überwachungs-Kameras am Alten Markt. Es waren aber auch zahlreiche Bilder von Privatleuten — die zum Beispiel mit Handy-Kameras filmten — beigesteuert worden.

Seit Anfang Februar hatte es vor der gestrigen Razzia bereits vier solcher Einsätze jeweils in mehreren Städten gegeben. Dabei waren nicht nur Waffen, sondern auch große Mengen an Datenträgern sichergestellt worden.

Auch die wurden ausgewertet. In einer Art Schneeballsystem haben die Beamten in akribischer Kleinarbeit Bilder und Namen verglichen und zugeordnet und dann immer wieder das Umfeld von Personen durchleuchtet, die in den Fokus geraten waren. So kamen Namen und Bilder zusammen, die sich sich zu einem Gesamtbild zusammenfügten. Auch gestern schleppten die insgesamt knapp 150 Beamten gleich kistenweise sichergestelltes Material aus den durchsuchten Wohnungen.

Drei Schusswaffen, zahlreiche Schlag-, Hieb- und Stichwaffen wurden laut Polizei beschlagnahmt. Allein in einer der durchsuchten Wohnungen — allerdings nicht in Rheydt oder Viersen — hatte jemand 50 Messer gehortet.

Auch einige Einheiten Testosteron stellten die Ermittler sicher. Hierbei gehen sie davon aus, dass das verschreibungspflichtige Medikament illegal erworben wurde und dem optischen Muskelaufbau dienen sollte. Dass es der Besitzer von einem Arzt gegen Erektionsstörungen verschrieben bekam, hält die Polizei für unwahrscheinlich.

Festgenommen wurde am Donnerstag niemand. Die jetzt sichergestellten Gegenstände und Datenträger werden wiederum ausgewertet. Die Ergebnisse werden entweder zur nächsten Razzia in absehbarer Zeit führen — oder tatsächlich irgendwann dazu, dass die Tatverdächtigen aus der Januarnacht gefasst werden.

„Hells Angels und Bandidos stellen ihre eigenen Regel auf und üben Selbstjustiz“, sagte am Donnerstag Innenminister Ralf Jäger in Düsseldorf. „Deshalb gehen wir entschieden gegen diese gewalttätigen Strukturen vor.“ Die NRW-Polizei kenne die Bandenstrukturen genau und sei bei fast allen Treffen oder Veranstaltungen der Rocker präsent. „Die Verbrechen der Rockerbanden verfolgen wir entschlossen.“

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