Mordprozess: „Jede Nacht wache ich auf und höre ihre Schreie“

Vor dem Jugendschöffengericht sagte gestern die Mutter der getöteten Gymnasiastin (17) aus.

Mönchengladbach. Am zweiten Prozesstag im Mordfall Vanessa vor dem Jugendschöffengericht kam gestern erstmals Ursula G., die Mutter der ermordeten Schülerin, zu Wort.

Wie die WZ berichtete, muss sich Nico (19), der geständige Ex-Freund von Vanessa, seit der vergangenen Woche vor Gericht für die Messerstiche verantworten, mit der er die damals 17-Jährige getötet haben soll.

Gestern schilderte Ursula G., wie sie den letzten gemeinsamen Tag mit ihrer Tochter erlebt hat. "Um 18 Uhr wollte sie sich mit Nico treffen. Eigentlich war ja schon seit zwei Wochen Schluss, aber er wollte unbedingt noch mal mit ihr sprechen", erzählt sie gefasst. Ob es nicht besser sei, sich auf "neutralem Boden zu treffen", habe sie ihre Tochter gefragt. "Stimmt", habe Vanessa geantwortet. "Das wäre besser. Doch jetzt habe ich das schon ausgemacht und will den Nico nicht hängen lassen."

Eine Stunde, so hatte Vanessa mit ihrer Mutter verabredet, wollte sie zu Nico, dann sollte ihre Mutter sie wieder abholen. Doch als Ursula G. kam, war Vanessa bereits tot.

"Seit dieser Nacht schlafe ich nicht mehr durch", sagt Ursula G. und guckt Nico an. Doch der wendet sich ab, starrt zu Boden. Dann bricht es aus ihr heraus. "Ich höre sie jede Nacht. Höre ihr Schreien, und dann ruft sie nach mir."

Zuvor waren bereits Nicos Eltern als Zeugen gehört worden. Sie beschreiben Nico als in sich gekehrten, jedoch immer depressiver wirkenden, suizidgefährdeten Jungen.

Vor dem Hintergrund der Aussagen von Vanessas Mutter forderte das Gericht Nico auf, seine Angaben aus dem ersten Prozesstag "noch einmal zu überdenken".

"Es kann nicht sein, dass sie glaubten, dass Vanessa nur zum Fernsehgucken vorbeikommt", so der Vorsitzende. "Vanessa hatte doch schon mit ihrer Mutter ausgemacht hat, nach einer Stunde wieder abgeholt zu werden." Es könne auch nicht sein, dass er sich an alles erinnere, nicht aber, dass er zugestochen habe.

Doch Nico reagiert gereizt. "Das ist ihre Sache, ob sie mir glauben. Das müssen sie entscheiden", erwidert er.

Der Prozess wird am kommenden Montag fortgesetzt.

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