Spektakuläre Unfälle Autos fahren zweimal in Fahrschule

Schrievers. · Ein alkoholisierter 42-Jähriger ist mit seinem BMW und vier Beifahrern durch die Scheibe an der Dahlener Straße gefahren.

 Bereits Anfang Januar 2018 krachte ein Auto in den Schulungsraum der Fahrschule. Gleiches wiederholte sich in der vergangenen Silvesternacht.

Bereits Anfang Januar 2018 krachte ein Auto in den Schulungsraum der Fahrschule. Gleiches wiederholte sich in der vergangenen Silvesternacht.

Foto: Michael Reiners

Michael Reiners wollte es zuerst nicht glauben: „Da ist schon wieder ein Auto in deine Fahrschule gekracht.“ So lautete die Nachricht, die er in der Silvesternacht per Anruf erhielt. Reiners fuhr sofort zur Dahlener Straße und hatte ein Deja-vu. Es war tatsächlich schon wieder passiert: Innerhalb von zwei Jahren krachten zwei Autos in die Fahrschule Road-Runner.

Dass es keine Toten gab, grenze an ein Wunder, sagt der Fahrlehrer. 60 Sekunden, bevor der Wagen mit voller Wucht gegen Pfeiler und Wand donnerte, hätte dort noch eine Familie gestanden und Silvester gefeiert. Laut Polizei war der Unfallfahrer zu schnell und alkoholisiert. „Wer sowas macht, muss richtig hart bestraft werden“, findet Reiners.

Die Fahrt war ein
illegales Straßenrennen

 Die Polizei hat die Stelle nach dem jüngsten Unfall markiert. Michael Reiners fordert harte Strafen für betrunkene Unfallfahrer.

Die Polizei hat die Stelle nach dem jüngsten Unfall markiert. Michael Reiners fordert harte Strafen für betrunkene Unfallfahrer.

Foto: Markus Rick (rick)

In der Nacht zum 1. Januar soll der Fahrer des 7er BMW sich gegen 0.30 Uhr ein illegales Straßenrennen mit einem Mann am Steuer eines Ford Galaxy geliefert haben. Bereits auf der Bachstraße sollen beide zu schnell gewesen sein. In Höhe der Einmündung zur Dahlener Straße verlor der 42-jährige BMW-Fahrer aus Rheindahlen nach Angaben der Polizei die Kontrolle über das mit insgesamt fünf Menschen besetzte Auto. „Er nietete ein Verkehrszeichen um, überfuhr einen abgestellten Roller, und dann krachte der BMW in die Front der Fahrschule. Da kann man noch Gummiabrieb sehen“, berichtet Reiners, und zeigt zuerst auf seine Fassade und dann auf die Markierungen auf Geh- und Radweg.

 Im März knallte ein Auto weniger Meter vorher vor eine Mauer.

Im März knallte ein Auto weniger Meter vorher vor eine Mauer.

Foto: Theo Titz

Zeugen des Unfalls berichteten dem Fahrschulbesitzer, dass die Autoinsassen nach dem Crash noch versucht hätten, zu flüchten. „Sie sind ausgestiegen, haben abgebrochene Fahrzeugteile zusammengesucht und in den Kofferraum geworfen. Aber ein Reifen war platt und die Radaufhängung kaputt. Sie kamen also nicht weit“, sagt Reiners.

 So sah der BMW nach dem Unfall in der Silvesternacht aus.

So sah der BMW nach dem Unfall in der Silvesternacht aus.

Foto: Polizei MG

Wäre der Wagen nicht gegen den Pfeiler gefahren, wäre er mitten in der Fahrschule gelandet. „Genau hier haben wir abends theoretischen Unterricht. Hier sitzen die ganzen Schüler.“ Die wären alle tot gewesen oder zumindest schwer verletzt, meint Reiners.

Fast vor genau einem Jahr
geschah der erste Unfall

Das gilt wohl auch beim Unfall, der in der Nacht vom 2. auf den 3. Januar 2018 geschah. Auch da raste ein Auto in die Fahrschule. Ein Mercedes mit einem 18-jährigen Fahranfänger am Steuer durchbrach gegen 3.20 Uhr die Schaufensterscheibe an der Dahlener Straße. Wie Pfeilgeschosse flogen die Scherben quer durch die Fahrschulräume und bohrten sich in Wände, Stühle und Computermonitore. Reiners hat zahlreiche Fotos davon, die er zum Beweis vorlegt. Auch damals hatte der Fahrer die Kontrolle über seinen Wagen verloren. Er und sein 17-jähriger Beifahrer wurden verletzt.

„Ich habe langsam das Gefühl, ich habe hier ein Drive-In“, sagt Reiners mit Galgenhumor. Der Polizist, der den letzten Unfall aufnahm, habe ihm gesagt: „Sie glauben doch wohl nicht, dass dies das letzte Mal war, dass hier einer reinkracht.“ Und dann berichtet Reiners von einem weiteren Auto, das im März 2019 wenige Meter von seiner Fahrschule entfernt mit voller Wucht gegen eine Mauer krachte. „Die fahren hier oft viel zu schnell in die Kurve. In der Fahrschule hört man schon die röhrenden Motoren, wenn die von der Bachstraße kommen“, berichtet er.

Auch wenn der Fahrschullehrer an den beiden Unfällen keine Schuld hat – sie kamen ihn dennoch teuer zu stehen. „13 000 Euro habe ich aus meiner Privatschatulle dazugelegt, um die Schäden nach dem ersten Crash zu beheben. Alle sagen immer: ‚Ja, das bezahlt doch alles die Versicherung’. Aber bei Kfz-Unfällen wird nur der Zeitwert ersetzt“, erzählt Reiners. Er ist nach eigenen Angaben froh, dass er mit der Stadtsparkasse einen Vermieter habe, der sich schnell um alles gekümmert habe.

Es gibt nichts Gutes an den Crashs, außer: Reiners zeigt die Unfallbilder manchmal seinen Fahrschülern zur Abschreckung. Und eines stellt er klar: Der Fahranfänger, der 2018 in sein Schaufenster krachte, hatte keinen Unterricht in der Fahrschule „Road-Runner“.

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