Schulneustart in Mönchengladbach Wenn in der Schule plötzlich alles ganz anders ist

Mönchengladbach. · Heute beginnt für viele Jugendliche wieder der Unterricht. Einige steigen sogar gleich mit einer Klausur ein.

 „Am Math.-Nat. werden die Kurse in Kleingruppen aufgeteilt“, sagt Schulleiter Jan Funken.

„Am Math.-Nat. werden die Kurse in Kleingruppen aufgeteilt“, sagt Schulleiter Jan Funken.

Foto: bauch, jana (jaba)

Am Math.-Nat.-­Gymnasium werden am Donnerstag 96 Abiturienten erwartet. Sie sind die ersten, die nach den Osterferien und der Corona-Zwangspause wieder in ihre Schule zurückkehren werden. Und sie erwartet ein in doppelter Hinsicht ganz spezieller Tag. „Wir gehören zu der Handvoll Schulen, bei denen die Schulschließung dazu geführt hat, dass unseren Abiturienten noch eine Vorklausur fehlte. Wir sind sehr glücklich, dass die Q2 ab Donnerstag wieder zur Schule kommen kann und an diesem Tag die fehlende Vorabiklausur schreibt“, sagt Schulleiter Jan Funken. Da das Schulministerium die Abiturprüfungen zeitlich verlegt hat, können die Math.-Nat.-Abiturienten so den Haupttermin wahrnehmen. Für Funken ist das „die beste Lösung“.

Es gibt aber auch Mönchengladbacher Abiturienten, die das ganz anders sehen. Einige starteten in den vergangenen Tagen eine Aktion, um sich noch einmal für ein Durchschnittsabitur einzusetzen. Schülerinnen der Liebfrauenschule schrieben einen Brief an Schulministerin Yvonne Gebauer und Ministerpräsident Armin Laschet, in dem sie über ihre Ängste und Sorgen berichten. Sie wollen nicht akzeptieren, dass sie ab Donnerstag wieder zur Schule gehen und Abiturprüfungen ablegen sollen. Sie möchten sich dem „hohen und völlig unnützen Risiko“ einer Infektion nicht aussetzen.

„Selbst wenn die Kurse sehr klein wären, so dass wir einen Abstand von 1,5 Metern einhalten könnten, könnten wir uns beispielsweise auf den Toiletten dennoch anstecken. Und auch die Gänge der Schulen sind nicht breit genug, damit mehrere Schüler gleichzeitig diese passieren können, ohne den Mindestabstand zu missachten. Beispiele aus Sachsen, wo die Schule bereits gestartet ist, bestätigen dies“, schreiben sie.

Den Schulen waren nur wenige Tage Zeit geblieben, um ein Hygiene-, Sicherheits- und Raumkonzept aufzustellen. Einige arbeiteten noch am Mittwoch daran.

In vielen Schulgebäuden sieht es nach der Corona-Zwangspause komplett anders aus. Im Gymnasium am Geroweiher sind die Klassenräume beispielsweise sehr viel leerer geworden. Stühle und Tische wurden ausgeräumt, Sitzgruppen anders geordnet. „In den Gängen gibt es nur noch Einbahnstraßen, und an allen Ein- und Ausgängen sind Spender mit Desinfektionsmittel angebracht“, berichtet Schulleiter Christian Dern.

Die Abiturienten werden
zeitversetzt unterrichtet

60 Abiturienten werden im Gymnasium am Geroweiher am Donnerstag erwartet. Sie werden zeitversetzt unterrichtet, so dass sich ziemlich wenig Schüler begegnen werden. Der Unterricht für die Abiturienten ist freiwillig, aber Dern geht davon aus, dass die meisten kommen werden. „Das Bedürfnis der Schüler, sich wieder zu sehen, ist enorm“, sagt der Schulleiter. Auch wenn dies vorher über Skype bereits geschehen sei. In seinem Leistungskurs Deutsch habe sich nur eine Abiturientin abgemeldet. Aber sie habe auch einen guten Grund: eine Vorerkrankung. Eigentlich sei der Unterrichtsstoff für die Abiturienten schon durchgenommen. Jetzt gehe es mehr darum, den Schülern Sicherheit zu geben, Gespräche zu führen und Fragen zu beantworten. „Das ist mir auch als Schulleiter enorm wichtig“, sagt Christian Dern, der sich auch auf seine Schüler freut. „Es ist schon etwas anderes, wenn man bei einem Live-Treffen den Gesichtsausdruck sieht und nachhaken kann“, sagt er.

„Ziel ist, dass die Schülerinnen mit Blick auf die Abiturprüfungen wieder in Tritt kommen“, sagt auch Jan Funken. Am Math.-Nat.-Gymnasium wird die Vorklausur am Donnerstag in Kleingruppen über 20 Räume verteilt geschrieben. Auch dort wird im Schichtbetrieb unterrichtet. Und: „Wir haben mehr Abstand vorgesehen, als nach den aktuellen Richtlinien sein müsste“, sagt der Schulleiter.

An der Comenius-Hauptschule wurde ebenso viel Wert auf Abstand gelegt. Dort wird der Abschlussjahrgang erwartet. Für ihn ist der Unterricht Pflicht. Aber Lehrerin Melanie Schnabel glaubt, dass sich die allermeisten Schüler nach der langen Zwangspause auch wirklich auf die Schule freuen und deshalb auch bei Freiwilligkeit gekommen wären.

An der Comenius-Schule wird es ebenfalls kleinere Lerngruppen und versetzte Pausen geben. Desinfektionsmittel sind vorhanden, und selbst wenn ein Fenster geöffnet wird, wird der Griff sofort gereinigt. Der Hausmeister hat die Treppe getaped und damit bestimmte Laufwege markiert. Melanie Schnabel ist optimistisch, was den stufenweisen Wiedereinstieg in den Schulbetrieb betrifft: „Das wird schon klappen“, sagt sie.

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