Sorgen in Mönchengladbach : Gladbach bangt ums Wasser
Mönchengladbach. Ein neues RWE-Konzept für die Tagebaue macht Umweltexperten der Stadt Kopfzerbrechen. Sie bangen um Feuchtgebiete und Wasserhaushalt – auch wegen des Hambacher Forstes. Widerstand von Politik und Bürgern sei nötig.
Es klingt bescheiden, wie die RWE Group ihre neuesten Pläne für die Restabwicklung der Tagebaue im Rheinischen Revier vorstellt. Das Unternehmen wolle „einen Beitrag leisten“ zu einer Entscheidung, die die Landesregierung nach einem vom Bund beschlossenen Ausstieg aus der Kohleverstromung in nicht allzu ferner Zukunft zu treffen hat. Diese wird die großen Rahmenbedingungen für das Ende der Förderung vor Mönchengladbachs Haustür festlegen.
Das dafür nun von RWE präsentierte „Revierkonzept“ bereitet Barbara Weinthal, Leiterin des städtischen Fachbereichs Umwelt, arges Kopfzerbrechen. So arge, dass sie Widerstand aus Politik und Bürgerschaft für nötig hält. „Ich hoffe, dass es da einen großen Schulterschluss gibt“, sagt Weinthal. Andernfalls sehen Umweltexperten der Stadt die Feuchtgebiete und den Wasserhaushalt nicht nur in Mönchengladbach, sondern auch in Teilen des Kreises Viersen und der Niederlande bedroht. Eine Rolle spielt für die Stadt nicht nur das Wasser, sondern auch der Abraum aus dem Tagebau.
Worum geht es beim Abraum?
Der schnellere Ausstieg aus der Kohleförderung im Tagebau Hambach und die Proteste von Umweltschützern haben auch dazu geführt: Der umkämpfte Hambacher Forst bleibt stehen. Um ihn zur Kante des Lochs hin abzusichern, will die RWE Group nun die Böschung mit Erdreich anreichern und verbreitern. Unter anderem mit 60 Millionen Kubikmeter Lößboden aus dem Tagebau Garzweiler – und das sei doppelt so viel wie bislang geplant, sagt die Stadt.
Was ist das Problem
beim Abraum?
Der Lößboden aus dem Tagebau Garzweiler II eignet sich nicht nur gut für Anpflanzungen in Hambach. Solcher Boden wird laut Stadt auch dringend an Ort und Stelle benötigt, um das Grundwasser in höheren Bodenschichten einmal vor einer Versauerung zu bewahren. Löß soll die oberste Deckschicht in verfüllten Zonen des Tagebaus bilden. Andere Sande aus dem Loch sollen ganz unten mit Kalk versetzt verbuddelt werden. Denn ihrer speziellen Zusammensetzung wegen können diese Sande nach Kontakt mit Sauerstoff durchströmendes Wasser zu einer Flüssigkeit saurer als Essig machen. Heißt unterm Strich: Die Rettung des Hambacher Forstes darf nach Ansicht der Stadt nicht auf Kosten des Wasserhaushalts in der Mönchengladbacher Region gehen.
Worum geht es beim Wasser?
Seit Jahrzehnten ist klar, dass der Tagebau Garzweiler II nach dem Ende des Kohleabbaus mit Wasser aus dem Rhein in einen See verwandelt werden soll. Doch erst seit 2019 ist planungsrechtlich gesichert, über welche Trasse die dafür nötige Pipeline führen soll. Dass es noch rechtzeitig zu dieser Festlegung kam, ist ein Erfolg, den sich die Stadt auf ihre Fahne schreibt. Die Mengen, die über die immerhin 70 Meter breite Trasse einmal fließen sollen, sind gigantisch. Schon ungefähr ab 2030 sind jährlich 80 Millionen Kubikmeter Rheinwasser nötig, alleine um die Folgen der tagebaubedingten Grundwasserabsenkung in der Region zu kompensieren, die Feuchtgebiete und den auch fürs Trinkwasser bedeutsamen Wasserhaushalt zu sichern. Bislang waren für die Tagebaue Garzweiler und Hambach jeweils eigene Pipelines vorgesehen. Im neuen Revierkonzept spricht RWE nun jedoch davon, die Trasse für Garzweiler II verlängern und schon ab 2030 auch für Hambach nutzen zu wollen. Damit würde die Befüllung von Hambach zwei Jahrzehnte früher starten als vor dem vorzeitigen Ausstieg aus der Kohle geplant.