Mönchengladbach Energiearmut: Beratung wird eingestellt

Die NEW kappt die Finanzierung des Projekts bei der Verbraucherberatung. Dort hatten Menschen, die Probleme haben, ihre Stromrechnung zu bezahlen, Hilfe erhalten.

Energie-Labels wie dieses gibt es für fast alle Geräte im Haushalt: Viele Verbraucher haben trotzdem Probleme, ihre Rechnung für Strom, Gas oder Wasser zu bezahlen. 

Energie-Labels wie dieses gibt es für fast alle Geräte im Haushalt: Viele Verbraucher haben trotzdem Probleme, ihre Rechnung für Strom, Gas oder Wasser zu bezahlen. 

Foto: Archiv

Das Projekt „NRW bekämpft Energiearmut“ wurde viel gelobt, aber künftig wird es dieses Beratungsangebot für Bedürftige in Mönchengladbach nicht mehr geben. Wie die NEW bestätigte, wird der Versorger das Projekt in der Verbraucherberatung nicht weiter finanzieren. Bisher gab die NEW rund 45 000 Euro im Jahr dafür, dass Bedürftigen bei Zahlungsverzug und drohender Stromsperre eine professionelle Beratung in der Verbraucherzentrale angeboten wird. Das Projekt war 2013 mit Landesmitteln gestartet, seit 2016 lief es dann ohne Zuschüsse aus Düsseldorf.

In anderen Kommunen wird
das Projekt fortgesetzt

Die Verbraucherzentrale bedauert das Ende des Beratungsangebots in Mönchengladbach. Aus zehn anderen Kommunen hätte es bereits die Absichtserklärung des jeweiligen Grundversorgers gegeben, das Angebot fortzusetzen. Lediglich in Bielefeld und Velbert gebe der lokale Strom- und Gasversorger wie in Mönchengladbach kein Geld mehr. Mit der Rheinenergie in Köln liefen die Verhandlungen noch, sagte Stephanie Kosbab, Leiterin des Landesprojekts „NRW bekämpft Energiearmut“ bei der Verbraucherzentrale in Düsseldorf.

Seit Beginn des Projekts hat es den Auswertungen der Verbraucherzentrale zufolge in Mönchengladbach insgesamt 576 Fälle mit insgesamt 1108 Budget- und Rechtsberatungen gegeben. Im ersten Halbjahr 2018 kamen 60 Neuaufnahmen hinzu. Die Hälfte der Ratsuchenden waren Empfänger von Arbeitslosengeld II („Hartz IV“), ein Viertel waren Erwerbstätige, zehn Prozent waren Rentner. 71 Prozent der Betroffenen hatten ein Einkommen von unter 1500 Euro im Monat. Dafür lagen 87 Prozent der Ratsuchenden mit bis zu 2000 Euro im Zahlungsrückstand bei der NEW.

In zwei Drittel der Fälle konnte Stromsperre verhindert werden

Die Beraterin bei der Verbraucherzentrale hat durchaus Erfolge vorzuweisen. In zwei Drittel aller Fälle wurde eine angedrohte oder bereits verhängte Stromsperre verhindert oder wieder aufgehoben.

Die Grünen kritisieren die Entscheidung der NEW. „Das reißt ein großes Loch in das soziale Netz unserer Stadt“, sagte Grünen-Fraktionschef Karl Sasserath.

Die NEW sieht das anders. Nach sechs Jahren sei der Versorger zu der Erkenntnis gekommen, dass rund 100 jährlich durchgeführte Beratungen in keinem guten Verhältnis zum Aufwand stünden. „Zudem mussten wir feststellen, dass das Projekt auf die Anzahl der Stromsperren in unserem Versorgungsgebiet keinen Einfluss hat“, sagte NEW-Sprecherin Daniela Veugelers. „In diesem Jahr ist die Zahl sogar leicht gestiegen.“ 2017 seien in Mönchengladbach rund 12 000 Sperrungen angekündigt worden, gesperrt wurden schließlich 3446 Strom-, Gas- oder Wasseranschlüsse. Im Jahr 2016 sperrte die NEW noch 3802 Anschlüsse in Mönchengladbach, weil Rechnungen nicht bezahlt wurden.

Dennoch soll es weiter Beratungen geben für Kunden, die im Rahmen des Projektes Energiearmut Probleme mit der Bezahlung ihrer Energierechnungen haben. „Die NEW wird weiterhin eng mit der Verbraucherzentrale zusammenarbeiten und gesonderte Ansprechpartner bereitstellen, bei denen Kunden, die von einer Stromsperre betroffen sind, beispielsweise Ratenverträge vereinbaren können“, teilte der Versorger mit. Außerdem wird 2019 ein Prepaid-Produkt eingeführt, mit dem Kunden ihren Stromzähler vorab mit Guthaben aufladen können.

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