Mönchengladbacher ist genesen Wie Torsten S. das Coronavirus besiegt hat

Mönchengladbach. · Der 50-Jährige gehört zu den mehr als 160 Corona-Infizierten, die in Mönchengladbach wieder genesen sind. Er hätte beinahe auf der Intensivstation behandelt werden müssen.

  Torsten S. ist wieder daheim, muss sich aber immer noch schonen.

Torsten S. ist wieder daheim, muss sich aber immer noch schonen.

Foto: privat

Wenn er die Treppe in die erste Etage kurz hintereinander rauf- und runtergegangen sei, werde er noch kurzatmig, sagt Torsten S. „Dass ich immer noch Hustenreiz habe, nervt auch.“ Aber jammern – das tut der 50-Jährige in einem ersten Telefongespräch vor einer Woche nicht. Wenige Tage zuvor hat er noch im Krankenhaus gelegen. Diagnose: Covid-19. Nun ist er wieder daheim in Hardt und rappelt sich Stück für Stück wieder auf, zurück in die Normalität. Seine Kinder haben ihn schon besucht. Und selbst ans Rasenmähen hat er sich schon gemacht. „So langsam ging das allerdings noch nie.“ Auch am Gründonnerstag, bei einem dritten Telefonat, ist Torsten S. noch immer nicht wieder ganz der alte. „Wenn ich spazieren gehe und dabei rede, bin ich weiterhin kurzatmig“, berichtet er. „Aber es geht jeden Tag etwas besser.“

In der zweiten Märzwoche war das anders. Mit einem Freund und sechs weiteren Männern aus dem Frankfurter Raum war der 50-Jährige Vertriebsleiter in der IT-Branche nach Obertauern in Österreich gereist. Gleich nach der Ankunft ging es zum Skifahren auf die Piste, zwischendurch wurde in Hütten eingekehrt und abends in ein Zelt. 300 bis 400 Menschen feierten dort, tanzten, sorgten für Gedränge. Als Nichtraucher suchte Torsten S. die Nähe zu einer offenen Tür. „Da habe ich im Durchzug gestanden“, erzählt er. Nachdem tags darauf einer der Männer bei schlechter Sicht auf der Piste gestürzt war, begleitete S. ihn ins Hotel und legte sich ins Bett. „Als ich aufwachte, fühlte ich mich schon nicht so richtig gut. Ich dachte, ich hätte mir im Durchzug eine Erkältung geholt.“ Da es hieß, Alpentäler in der Nachbarschaft würden von den Behörden geschlossen, machte sich die Gruppe noch am selben Tag auf den Heimweg. Zuhause zeigte das Fieberthermometer bei Torsten S.
38,9 Grad.

Übers Wochenende konnte ein fiebersenkendes Mittel die Temperatur stundenweise drücken. Doch das Fieber kehrte immer wieder zurück, bis nahe an 40 Grad. Montags habe der Hausarzt empfohlen, weiter das fiebersenkende Mittel zu nehmen, sagt S. Als sich beim Husten blutiger Auswurf zeigte, habe er ein Antibiotikum bekommen.

Mehrmals hat Torsten S. erfolglos die Notfallnummer der KV gewählt

Bei Anrufen unter der Notfallnummer der Kassenärztlichen Vereinigung 116117 sei er mehrmals auch nach einer halben Stunde Warten nicht durchgekommen. Schließlich machte sich der 50-Jährige auf den Weg zur Notfallpraxis am Bethesda-Krankenhaus. „Am Empfang wurde ich von jemandem in Schutzkleidung abgeholt“, erzählt er. Mehrere Abstriche, Blutabnahme, Lunge röntgen – schließlich war S. alleine in einem Isolierzimmer.

Dass es wohl eine Corona-Infektion sein würde, war dem Hardter inzwischen klar. Zwei weitere aus der Ski-Gruppe hatten diese Diagnose bekommen. Torsten S. ging es auch nicht gut. „Im Fieber hatte ich einige schlimme Träume.“ Ärzte und Schwestern betraten sein Zimmer in Schutzausrüstung und gelben Overalls. Ein Schlauch unter der Nase sorgte für verstärkte Sauerstoffzufuhr, die Augen schmerzten, S. war zu schwach zum Lesen. Zeitweilig sah es so aus, als müsse er auf die Intensivstation. Trotz allem will er die Situation nicht dramatisieren. „Angst um mein Leben habe ich nicht gehabt. Ich bin ein positiv denkender Mensch“, sagt er. Und er habe Vertrauen in das Gesundheitssystem, in die Ärzte und das Pflegepersonal gehabt. Das einzige was gefehlt habe: besseres W-Lan. Nach zwei oder drei Tagen Behandlung sei das Fieber gesunken. Die Sauerstoffwerte machten noch eine Weile Sorge, doch auch sie besserten sich schließlich so weit, dass er nach zehn Tagen das Bethesda-Krankenhaus wieder verlassen konnte. Daheim gönnte er sich als erstes einen Kaffee aus seinem Vollautomaten.

Wird dieses Krankheits-Erlebnis sein Leben verändern? Nein, glaubt Torsten S.: „Mein Lebensmotto war schon vorher ,carpe diem’, lebe jeden Tag. Denn es kann so plötzlich vorbei sein. Das hat sich jetzt bestätigt. Darum werde ich auch jetzt an dem Motto festhalten.“ Aber auf eine Lehre aus der Corona-Krise hofft er: „Dass der Pflegeberuf endlich den Respekt und das Ansehen bekommt, den er verdient hat.“

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