Generalvikar erklärt Freistellung Mönchengladbacher Katholiken nach Missbrauchsvorwürfen unter Schock

Mönchengladbach · Die Missbrauchsvorwürfe gegen Norbert K. sorgen in Mönchengladbach weiter für Aufregung. Nachdem der Pfarrer angeklagt wurde, ist die Gemeinde in Aufruhr.

 Generalvikar Andreas Frick erklärt den Katholiken in der Messe in St. Mariä Empfängnis Lürrip, wie es zur Freistellung des Pfarrers kam.

Generalvikar Andreas Frick erklärt den Katholiken in der Messe in St. Mariä Empfängnis Lürrip, wie es zur Freistellung des Pfarrers kam.

Foto: Andreas Gruhn

Nach den bekannt gewordenen Missbrauchsvorwürfen gegen den Mönchengladbacher Pfarrer Norbert K. ist das Entsetzen groß. In Hermges, Hardterbroich und Lürrip, die zur Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Mönchengladbach-Ost gehören und für die K. bis zu seiner Freistellung verantwortlich war, wurde am Wochenende in den Gottesdiensten ein Brief von Andreas Frick, Generalvikar des Bistums Aachen, verlesen. Darin erklärt er, wie es zu der Freistellung nach der Anklage durch die Staatsanwaltschaft Aachen in der vergangenen Woche gekommen ist.

In der Kirche St. Mariä Empfängnis Lürrip predigte Frick am Sonntag selbst und informierte die Katholiken. „Wir wissen, dass es manchmal eine lange Zeit braucht, bis Menschen sprachfähig werden“, sagte Frick. Der damals Zwölfjährige, der im Jahr 2003 in zwei Fällen von dem Pfarrer in einer Gemeinde in Inden missbraucht worden sein soll, erstattete im vergangenen Jahr Anzeige. „Wir lernen als Kirche nach langer Debatte Schritt für Schritt, wie wir mit solchen Situationen umgehen“, sagte Frick.

Dieter Breymann, Rechtsanwalt von Norbert K., kritisierte die Schritte des Bistums: „Ich bin der Auffassung, dass das Vorgehen des Generalvikars aufgrund ihres Markenkerns der katholischen Kirche einen besonders faden Beigeschmack hat. Ich verstehe durchaus, dass die Kirche sich derzeit bei dieser Thematik in der Defensive befindet, dies darf jedoch nicht dazu führen, untadelige, ihren Zielen verschriebene Priester schutzlos der Öffentlichkeit auszusetzen.“ Sein Mandant bestreite, dass es zu Übergriffen gekommen sei.

In den Gemeinden herrschen Entsetzen und Ungewissheit

In der GdG Ost herrscht nicht nur Entsetzen, sondern auch Ungewissheit, wie es nun in den Gemeinden weitergehen soll. Regionalvikar Klaus Hurtz hat auf Bitten des Bischofs vorerst die Pfarradministration übernommen. Die Messen und Gottesdienste an den Wochenenden sollen weiter stattfinden, erklärte Generalvikar Frick: „Es wird aber vorkommen, dass Gottesdienste in der Woche ausfallen müssen.“ Er kündigte in Lürrip an, dass es womöglich in dieser Woche eine Pfarrversammlung geben könnte.

Am Samstag kamen Regionalvikar Klaus Hurtz und zehn weitere leitende Pfarrer aus Mönchengladbach zu einem Krisengespräch zusammen. „Dieser Vorfall bestürzt uns sehr und wirft viele Fragen auf“, sagte Hurtz. „Alle sind aufgewühlt, aber in aufgewühltem Wasser kann man nichts klar erkennen. Klärung ist jetzt aber das Gebot der Stunde.“ Hurtz warnte vor Spekulationen und Gerüchten, diese seien nicht hilfreich. „Wir hoffen, dass das Gericht die notwendige Klärung verschafft.“ Raum für Spekulationen auch nach einem Gerichtsverfahren „wäre die größte Katastrophe für alle“.

In den betroffenen Gemeinden hielten am Wochenende Generalvikar Frick (in Lürrip), Albert Damblon (in St. Bonifatius Hardterbroich) und Ulrich Clancett (in St. Josef Hermges) die Messen und Gottesdienste und verlasen darin auch den Brief des Generalvikars. „Ich bin meinen Vorgängern dankbar, dass sie dies übernommen haben“, sagte Hurtz.

Nun sei wichtigste Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der Pfarrbetrieb in den drei Gemeinden weitergehen kann. Knapp 18 000 Katholiken sind nach Auskunft des Kirchenvorstands betroffen. „Wir werden versuchen, bis Ende des Kirchenjahres die Sonntagsdienste wie bisher fortzuführen“, sagte Hurtz.

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