40 Jahre Grüne Mönchengladbach Grüne feiern vier Jahrzehnte Parteigeschichte

Mönchengladbach. · Auf der Feier des Kreisverbandes stellte sich auch der Bürgermeisterkandidat vor.

 Thomas Diehl, Anita Parker, Britta Hasselmann (MdB), Ex-Ministerin Bärbel Höhn und OB-Kandidat Boris Wollkowski (v.l.) feierten 40 Jahre Kreisgrüne.

Thomas Diehl, Anita Parker, Britta Hasselmann (MdB), Ex-Ministerin Bärbel Höhn und OB-Kandidat Boris Wollkowski (v.l.) feierten 40 Jahre Kreisgrüne.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Vier Jahrzehnte Vergangenheit – da kann der ausführliche Blick zurück schon mal auf Kosten der Zukunft gehen. Jedenfalls wurde beim Festprogramm des Grünen-Kreisverbands anlässlich seines 40-jährigen Bestehens dermaßen überzogen, dass sich die Reihen im Haus Erholung schon merklich gelichtet hatten, als der strahlende Finalist schließlich die Bühne betrat: Boris Wolkowski, Grünen-Kandidat für die Oberbürgermeister-Wahl am 13. September und angesichts der beständig hohen Umfragewerte bei deutlich über 20 Prozent durchaus mit Chancen aufs Amt.

Der 44-jährige Rechtsanwalt redete noch schneller als sonst, übersprang ganze Themenblöcke, die er vorbereitet hatte. Er beschwor Mönchengladbach als „Eine Stadt für alle“. Dazu zähle ein gesundes Klima ebenso wie Gehwege ohne Stolperfallen, ein funktionierendes Busliniennetz oder gar die Rückkehr der Straßenbahn (CDU-Chef Günter Krings klatschte an dieser Stelle) und eine Fahrradinfrastruktur, die den Namen wirklich verdiene. Den Flächenverbrauch bei Logistik-Ansiedlungen kritisierte er, versprach eine weitere Gesamtschule, feste Quoten für sozialen und preisgedämpften Wohnungsbau (jeweils ein Drittel) sowie mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung. Deutlich seine Ansage gegen rechte Extreme: „Worte werden Taten“, warnte Wolkowski. Deshalb: „Kein Millimeter nach rechts!“

Das war einer der roten Fäden des Abends. Die Männergruppe „Feine Herbe“, die humorvollen Swing mit politischer Botschaft lieferte und auch ein Lied auf Stadtdirektor Gregor Bonin präsentierte, griff das auf, ebenso die Festrednerinnen des Abends, Ex-Ministerin Bärbel Höhn und die parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion Britta Haßelmann.

Grüne initiierten Bürgerbegehren zur Rettung des Haus Erholung

Dass vor dem Haus Erholung, das ohne das von den Grünen mitinitiierte Bürgerbegehren längst an einen Hotelinvestor verkauft wäre, an diesem Abend außergewöhnlich viele Fahrräder standen, verstand sich von selbst. Vermutlich hätten sich die 23 Gründungsmitglieder, die sich 1980 in einer Pommesbude in Uedding trafen, um einen Kreisverband der Grünen in Mönchengladbach zu gründen, nicht vorstellen können, dass im Jahr 2020 ein vollbesetzter Festsaal der Partei ein Geburtstagsständchen singen würde.

Unter den Gästen waren viele Mitglieder und Sympathisanten, aber auch führende Köpfe anderer Parteien: Außer Krings auch die Vorsitzenden von SPD, Gülistan Yüksel, FDP, Andreas Terhaag, und Linkspartei, Sebastian Merkens, sowie der Ratsherr von Die Partei. Seit den Anfangstagen hat die Partei einiges erlebt und bewegt, ist aber auch, das zeigt die Vielfalt der Gäste, in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Politische Evergreens wie „eine klare Haltung gegen Atomstrom, Kohleenergie, Aufrüstung und gegen Rechts“, wie Lena Zingsheim, Sprecherin der Grünen Jugend NRW, betonte, oder: „Die Straßen gehören unserer bunten vielfältigen Gesellschaft, nicht den Rechten.“ durften auch an diesem Abend nicht fehlen. Die Sprecherin der Grünen Jugend Mönchengladbach, Laura Steeger, nannte einige Themen für den anstehenden Kommunalwahlkampf: Die Kulturszene weiter stärken, Busverbindungen und Radwege verbessern.

Der frühere Parteichef Peter Walter stellte markante Köpfe aus den vier vergangenen Jahrzehnten Parteigeschichte vor – von Hajo Siemes und Gaby Brenner über „Landesschatzi“ Jo und Monika Halverscheidt bis zum aktuellen Fraktionschef Karl Sasserath, der ankündigte, nach 31 Jahren in der Kommunalpolitik „noch mal einen anderen politischen Ort für mich zu finden“.

Bärbel Höhn, die drei Jahrzehnte Verbindung mit den Mönchengladbacher Grünen vorweisen kann, setzte sich in ihrer Rede vor allem dafür ein, mit den ökologischen Technologien wie Solar- oder Windkraft in jenen Ländern zu helfen, aus denen aufgrund des Klimawandels Menschen nach Europa flüchteten. „Erneuerbare Energien sind eine Chance für Afrika“, sagte sie.

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