So wollen die Mönchengladbacher das Geisterspiel verfolgen So verfolgen die Fans das Geisterspiel

Mönchengladbach · Borussia und der 1. FC Köln werden die erste Geisterpartie in der Bundesliga-Geschichte spielen.

 Auf den Tribünen wird man am Mittwoch beim Derby zwischen Mönchengladbach und Köln keine Fans sehen.

Auf den Tribünen wird man am Mittwoch beim Derby zwischen Mönchengladbach und Köln keine Fans sehen.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Ausgerechnet das Spiel Borussia Mönchengladbach gegen 1. FC Köln wird vor leeren Zuschauerrängen ausgetragen. Am Dienstagmorgen ordnete die Stadt an, dass das Spiel nur ohne Zuschauer im Stadion stattfinden darf. Die Entscheidung fiel bereits am späten Montagabend. Zu dem Zeitpunkt erreichte Mönchengladbachs Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners bereits die Ankündigung über den Erlass des Landes, keine Veranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern mehr zuzulassen. Für die Stadt war dies der Anlass, am Dienstag eine entsprechende Verfügung zu erlassen. „Ich bin jedenfalls froh, dass es jetzt eine NRW-weite einheitliche Regelung in dieser Frage gibt und hoffe sehr, dass damit die gewünschten Effekte erzielt werden“, sagte Reiners. Der Erlass ist erstmal auf unbestimmte Zeit gültig. Die Stadt werde aber die Lage von Tag zu Tag beobachten und dann neu entscheiden.

Dass die beiden Mannschaften jetzt unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielen, finden viele Fans zwar äußerst bedauerlich. Dennoch lassen sie sich nicht entmutigen. Hier wollen sie das Bundesliga-Spiel
verfolgen:

Vor dem Stadion

 Rebecca Gablé

Rebecca Gablé

Foto: Olivier Favre 2017

Viele Leser schreiben uns, dass sie trotzdem zum Stadion fahren und ihre Mannschaft dort anfeuern wollen. „Wenn wir schon nicht ins Stadion kommen, dann jubeln wir eben so laut, dass es bis drinnen zu hören sein wird“, lautet bei vielen Fans die Devise. So auch bei Karina Schröder. Die 33-Jährige sei solange sie denken kann, Fan der Borussia. „Ich habe meine Mädels schon angeschrieben“, sagt sie. „Wir werden uns im Biergarten treffen und dann an der Nordkurve aufstellen und von draußen lautstark supporten – mit Schals, Fahnen und unseren Stimmen.“ Ein Geisterspiel habe sie zum Glück noch nicht erlebt, schon gar nicht bei einem Derby. „Da freut sich der Fan das ganze Jahr drauf“, sagt Schröder. In den sozialen Netzwerken riefen viele dazu auf, sich trotzdem vor der Nordkurve zu versammeln, um das Spiel von dort zu begleiten. Dies sei auch mit dem Land diskutiert worden, sagte Reiners: „Im Augenblick ist nicht beabsichtigt, diesbezüglich Auflagen zu erteilen.“

  Hans Wilhelm Reiners

Hans Wilhelm Reiners

Foto: Andreas Gruhn

In der Kneipe

Im Grunde die erste Adresse für jeden, der mit anderen Fans gemeinsam jubeln und mitfiebern will, aber nicht draußen vor dem Stadion. Alle Bars und Kneipen der Stadt, die einen Fernseher und ein Sky-Abo haben, bereiten sich schon auf den Ansturm vor, darunter auch Joannis Stilidis, Inhaber der Sportsbar Salonika am Schillerplatz. „Klar machen wir uns auch Sorgen. Wir haben Desinfektionsspender aufgehängt, unser Personal ist vorsichtig“, betont er. Wie andere Wirte auch geht er davon aus, dass es voll werden wird. Wer also einen guten Platz in dieser Ausnahmesituation ergattern möchte, sollte sich früh auf den Weg machen.

Vor dem Fernseher

Matthias Heiken war ein Nutznießer der ersten Derby-Absage wegen des Sturms „Sabine“. „Eigentlich hatte ich keine Karte für das Spiel“, sagt Heiken. „Aber da mein Bruder am Mittwoch keine Zeit hat, hätte ich sein Ticket übernommen.“ Der 29-Jährige kommt gebürtig aus dem Sauerland und ist wie der Großteil seiner Familie von klein auf Borussia-Fan. Seit einigen Jahren lebt Heiken in Heidelberg und arbeitet dort als Verwaltungsangestellter. Für das Derby hatte er sich extra Donnerstag und Freitag freigenommen. Die Entscheidung, ein Geisterspiel auszutragen, kann er dennoch verstehen. „Eine Absage hätte ich jedoch besser gefunden“, sagt er. Am Mittwochabend wird er trotzdem in Nordrhein-Westfalen sein. „Ich fahre zu meiner Mutter ins Sauerland und schaue das Spiel mit ihr auf dem Sofa.“

 Rolf-Bernd Klein

Rolf-Bernd Klein

Foto: Holger Hintzen

Am Radio

Rebecca Gablé, Bestsellerautorin aus Mönchengladbach, ist Fan und Mitglied bei Borussia. Sie wird das Spiel am Radio und gleichzeitig im Internet verfolgen. „Die Entscheidung für das Geisterspiel finde ich richtig“, sagt sie. Und: „Natürlich ist es schade, dass dadurch der Heimvorteil mehr oder minder verpufft, aber ich bin sicher, die Fohlen schaffen das auch so.“ Auch OB Reiners wird nicht im Stadion sein: Entweder läuft zum Anstoß die Ratssitzung noch, die um 15 Uhr beginnt. „Oder ich höre das Spiel am Fohlen-Radio.“

Am Radio will auch Rolf-Bernd das Nachholspiel zwischen Gladbach und Köln verfolgen. Der 74-Jährige wohnt im Städtischen Altenheim in Eicken. Gewöhnlich verfolgen Bewohner und Gäste Borussen-Spiele am Fernseher in der Caféteria. Doch die ist wegen Corona für den Besucherverkehr einstweilen geschlossen.

Seinen Tipp für die Tippgemeinschaft des Seniorenheims der Sozial-Holding wird der ehemalige Lagerist aber trotzdem abgeben können. „Ich hoffe, dass die Borussen 3:0 gewinnen“, sagt der Fan. Sein Rollator ist auch im Zeichen der Raute unterwegs: Klein hat eine Borussen-Fahne daran angebracht.

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