Im Westend Grundschüler meistern die Vielfalt an der Carl-Sonnenschein-Schule

Westend. · 205 Kinder aus 27 Nationen lernen im Westend. Für die Erwachsenen ist das manchmal eine Herausforderung. Viele Ehrenamtler helfen.

 Beim Schulfest herrschte gute Stimmung. Jungen und Mädchen führten verschiedene Tänze vor.

Beim Schulfest herrschte gute Stimmung. Jungen und Mädchen führten verschiedene Tänze vor.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

„Wer reitet so spät durch Nacht und Wind“, tragen Gentresa und Jerusalan im Chor vor. Die beiden Viertklässler können Goethes Ballade vom Erlkönig schon recht gut. Wenn sie durcheinander kommen, hilft Wessel de Weldige-Cremer ein wenig. Beim tragischen Schluss des Gedichts lassen sich die beiden mit Begeisterung dramatisch zu Boden fallen. „Mit den Viertklässlern mache ich zum Schluss immer eine Gedichtreihe“, sagt der 86-jährige Jurist, der seit zwölf Jahren ehrenamtlich Leseförderung in der Carl-Sonnenschein-Grundschule im Westend anbietet – als Abschluss von vier Jahren, in denen die Schüler gefördert, aber auch gefordert wurden.

De Weldige-Cremer ist nicht der einzige, der sich an der Schule engagiert. Auch Klaus Hintzen und Gerhard Janoschka sind einmal in der Woche zwei Stunden dort, lesen mit den Schülern oder üben mit ihnen logisches Denken, zum Beispiel mit Hilfe von Sudokus. Hintzen schreibt die Zahlenrätsel an die Tafel, die Schüler machen mit Begeisterung mit. „Es ist gut, dass die Kinder mit Lebenserfahrenen in Berührung kommen“, sagt Schulleiter Sascha Fahl.

Zu den Ehrenamtlichen zählen nicht nur Männer. Anne Embser zum Beispiel hilft seit acht Jahren einmal pro Woche in der Ogata der Grundschule Kindern bei den Hausaufgaben. „Das Personal allein kann das nicht schaffen“, sagt sie: „Wie bei allen Ogatas gibt es viel zu wenig hauptamtliche Mitarbeiter.“ Durch den ehrenamtlichen Einsatz gelingt es der Carl-Sonnenschein-Grundschule, nicht nur zu fördern, sondern auch zu fordern. Von den drei Stunden zusätzlicher Leseförderung sind zwei für im Unterricht überforderte Kinder, eine für die eher unterforderten gedacht.

Die Eltern einzubinden,
ist nicht immer leicht

205 Schüler aus 27 Nationen besuchen die zweizügige Schule. Die Vielfalt ist eine Herausforderung, vor allem für die Erwachsenen. „Für die Schüler ist anders sein kein Problem“, sagt Konrektorin Alexandra Scharner: „Sie sind es gewöhnt, auch weil wir zudem Schule des gemeinsamen Lernens sind.“ Da komme es vor, dass Kinder in der vierten Klasse noch nicht richtig lesen können. Das werde von den Schülern akzeptiert.

Herausfordernder sei es, die Eltern einzubinden, vor allem wenn sie kein oder wenig Deutsch sprechen. Deshalb freuen sich alle über den Erfolg des neuerdings in der Schule angebotenen Sprachkurses.

Die Carl-Sonnenschein-Schule hat in Rebecca Heinrich eine Schulsozialarbeiterin, die nicht nur für die Schüler Ansprechpartnerin ist, sondern auch für Eltern mit Problemen. Etwa, wenn der Strom abgestellt wurde. Oder wenn das jüngere Kind keinen Kita-Platz bekommt. „Es ist uns sehr wichtig, die Eltern einzubinden“, sagt Scharner: „Das klappt nicht immer gleich gut. Aber zum Beispiel bei unserem Schulfest herrschte eine tolle Stimmung. Die muslimischen Eltern sind trotz Ramadan gekommen, die Kinder haben ihre Tänze aufgeführt. Einfach schön.“

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