Matthias Gehrt ist der neue Schauspieldirektor

Künstlerisch zählt Matthias Gehrt sich zu jenen Regisseuren, die sich in erster Linie für die Schauspieler und "emotionale Energie" des Stücks interessieren, weniger für extravagante ästhetische Spielereien

Mönchengladbach. Für Matthias Gehrt ist der Wechsel ein Riesenschritt, ein "biografischer Neuanfang", wie er selbst sagt. Der künftige Schauspieldirektor am Theater Krefeld-Mönchengladbach lebt seit 30 Jahren in Berlin, hat dort Frau und Tochter. Außer ihnen wusste noch niemand von der großen Veränderung: "Nicht mal meiner Mutter habe ich davon erzählt."

Dennoch wird die Mama sich freuen, fand sie doch bis dato, dass "der Knabe keinen anständigen Beruf macht". Als freier Theaterregisseur war Matthias Gehrt in ganz Deutschland und aller Welt auf Reisen, sogar nach Nigeria, Mexiko und Sri Lanka verschlug es ihn. Dass Produktionen dort nicht immer reibungslos laufen, hat er schnell gelernt: "Inzwischen könnte ich Ödipus auf einer Verkehrsinsel inszenieren."

Doch nach 21 Jahren Dauertournee war es Gehrt, der bei Peter Stein und Luc Bondy gelernt hat, nach Wandel zumute. "Der ständige Wechsel der Ensembles ist ermüdend, man fängt immer wieder von vorne an. Darauf habe ich keine Lust mehr."

Welch schöner Zufall, dass der 51-Jährige vor einem halben Jahr Michael Grosse begegnete, frisch gekürter Generalintendant für Krefeld-Mönchengladbach. "Wir waren sofort auf einer Wellenlänge", erzählt Grosse. "Und daraus wurde ein klarer Wunsch zur Zusammenarbeit."

Dass der neue Intendant den Posten des Schauspieldirektors neu schaffen wollte, hatte er frühzeitig erklärt. "Das ist keine Flucht, sondern der Versuch, einen versierten Regisseur fest an das Haus zu binden." Fünf Jahre läuft Gehrts Vertrag, so lange wie der seines künftigen Chefs.

Drei Inszenierungen pro Jahr wird der Schauspieldirektor selber stemmen, Gäste betreuen und Grosse den Rücken frei halten. Künstlerisch zählt Gehrt sich zu jenen Regisseuren, die sich in erster Linie für die Schauspieler und "emotionale Energie" des Stücks interessieren, weniger für extravagante ästhetische Spielereien:

"Ich möchte behutsam ertasten, was gut für die Stadt ist." Auf Hauruck-Lösungen will er beim Personal verzichten: "Wir werden hier nicht mit der Kettensäge durch das Ensemble gehen."

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