Mack wirft Sammler Diebstahl vor

Der Künstler und ein Rentner aus Mönchengladbach streiten um 16 Bilder. Zunächst hieß es, sie seien gefälscht. Nun, dass sie gestohlen wurden. Das Gericht muss entscheiden.

Mönchengladbach. Der Mönchengladbacher Künstler Heinz Mack (80) und ein 67-jähriger Handwerker aus Mönchengladbach streiten um Werke des Künstlers. Der Rentner und seine Frau sammeln seit mehr als 30 Jahren Kunstwerke — nicht nur, weil sie Kunst lieben, sondern auch, weil sie sich damit eine Altersabsicherung schaffen wollten.

Jetzt stehen sie vor einem Scherbenhaufen. Denn seit Anfang 2010 gibt es nur noch Streit. Da sollen Mack-Werke aufgetaucht sein, die der Künstler als Fälschungen bewertet. Mack erstattete Strafanzeige. Am Donnerstag ging es vor Gericht.

Während des Ermittlungsverfahrens hatte es eine Razzia im Haus des Paares gegeben. Polizisten bohrten das Schloss der Haustür auf, beschlagnahmten Bilder. Die Ehefrau des Rentners (65) ist immer noch außer sich, berichtet sie, wenn sie an den Moment denkt, in dem sie ihr Zuhause so vorfand. Zunächst habe sie an einen Einbruch geglaubt.

Denn die Mack-Werke, die die Ermittler mitnahmen, gehörten zum ganzen Stolz der beiden, hingen teilweise jahrzehntelang in dem Haus. Von den damals beschlagnahmten Werken sollen einige von der Polizei bereits wieder zurückgegeben worden sein.

So ein Druck eines unbekannten Künstlers, ein Bild, das die Großmutter der Rentnerin einmal ihrer Enkelin widmete und ein echter Mack, der aber eine persönliche Widmung für den jetzt beschuldigten Rentner trägt.

Denn Künstler und Sammler kannten sich. Der Sammler hatte in den 1980er und 1990er-Jahren auf dem Anwesen Macks in Uedding als Handwerker gearbeitet.

Mit ins Spiel kommt dabei auch ein Hilfsarbeiter, der zu dieser Zeit ebenfalls für Mack arbeitete. Der inzwischen verstorbene Mann wird verdächtigt, Bilder gestohlen und an den Mönchengladbacher Sammler verkauft zu haben.

Das Ermittlungsverfahren gegen den Rentner war mittlerweile eigentlich von der Staatsanwaltschaft eingestellt worden, da Straftaten — so es denn welche gegeben hätte — verjährt wären.

Inzwischen gibt es aber eine neue Anzeige von Mack gegen den Rentner: Wegen einer angeblich falschen eidesstattlichen Versicherung und versuchten Prozessbetrugs. Hier laufen die Ermittlungen.

In dem Streit um 16 Bilder gibt es für beide Darstellungen des Sachverhalts Zeugen. Für Mack sagte am Donnerstag am Landgericht seine Frau Ute aus, dass der Rentner ihr gegenüber in einem Telefonat gesagt habe, er habe die Bilder, die nun beschlagnahmt seien, von eben jenem Hilfsarbeiter gekauft.

Das Telefonat habe auch ihre Tochter mitgehört, da der Lautsprecher eingeschaltet gewesen sei. Das sei nötig, weil sie auf dem linken Ohr schwerhörig sei. In ihrer ersten Vernehmung durch die Polizei hatte sie dieses Telefonat aber nicht erwähnt.

Sie habe ihm keine Bedeutung beigemessen und es nicht einordnen können, sagte sie im Gericht.

Für das Rentnerehepaar sagte u.a. ein langjähriger Freund aus. Er sei dabei gewesen, als zwei der Bilder von einem anderen Sammler — der seit etwa zehn Jahren verstorben ist — ins Haus seiner Freunde gebracht worden seien, sagte der pensionierte Pilot (68).

„Das war um 1982 herum, da brachte D. die Bilder vorbei“, berichtete er. Selbst habe er auch von diesem Sammler drei Werke gekauft — zwei Mack, eine Dalí-Lithografie.

Auch beim Ankauf von zwei weiteren Bildern sei er dabei gewesen sein, sagte er vor Gericht. Die seien auf einem Markt am Main anlässlich des Frankfurter Museumsfests 1998 erworben worden.

Für jedes einzelne der Bilder nannte die Ehefrau des Rentners Einzelheiten zur Herkunft. Sie seien nach Tipps aus dem Bekanntenkreis und Annoncen in Zeitungen in Essen, Gevelsberg und Krefeld gekauft worden.

Sie legte auch einen Kunstband mit einem Bild vor, von dem Mack selbst sagt, dass die Jahreszahl auf dem Exemplar des Sammlers — eine 86 — falsch sei. Im Bildband trägt das Werk genau diese Zahl.

Mittlerweile hat auch das Ehepaar Strafanzeige gegen Mack wegen Falschaussage erstattet.

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