Lesen: Zwischen Blackberry und Holzhacken

Kristof Magnusson bildete den Auftakt des Literarischen Sommers.

Mönchengladbach. Dem nach seiner Ansicht "blöden" Spruch schnappte er während einer Buchmesse von einem Verlagslektor auf: "Zwischen 30 und 40 muss man brennen." Doch Kristof Magnusson ließ diese Aussage nicht unberührt. Es war vielmehr der Auslöser für drei literarische Figuren, die der 34-jährige deutsch-isländische Schriftsteller für seinen zweiten Roman entwickelte.

"Das war ich nicht" heißt das lapidar nach einer Entschuldigung klingende Buch, das der Autor am Dienstagabend vor rund 30 Zuhörern im Atrium der Zentralbibliothek im Rahmen des Literarischen Sommers vorstellte.

Charmant und rasant las Magnusson die ersten, nach den Vornamen der drei Protagonisten benannten Kapitel vor und führte mit humorvollem Ton in die irrwitzige Dreiecksgeschichte voller Wahrheiten ein. Drei Ich-Erzähler, so der Clou des Buches, berichten abwechselnd über ihre ausgeprägte Finanz-, Sinn- oder Schaffenskrise - eine Sackgasse, aus der sie vereinsamt flüchten.

So begegnet man während des gut pointierten Vortrags zunächst Jasper Lüdemann aus Bochum, der das Klischeebild des jungen dynamischen Bankers erfüllt. Zwar wirkt dieser Einblick in die vom Blackberry bestimmte Finanzwelt "konstruiert", wie ein Zuhörer betont, aber liefert zu feinem Humor Tiefgang.

Nach den Alltagskuriositäten der Übersetzerin Meike Urbanski - vom "peinlichen" Holzhacken bis zum "Himalaya-Salz" - gelangt man zum Schriftsteller Henry LaMarck. Auch dieser alternde Mann, "der nicht mehr berühmt sein wollte", steckt in einer Sackgasse. Von einer Schreibblockade, wie er sie erlebt, konnte man Kristof Magnusson nichts anmerken. Gut gelaunt präsentierte sich der Wahl-Hamburger bei seiner gut 45-minütigen Lesung - "die angenehm temperierteste, die ich je gemacht habe".

Die nächste Veranstaltung im Rahmen des Literarischen Sommers findet am Donnerstag in der Stadtbibliothek Rheydt statt. Dort liest Feridun Zaimoglu. Beginn ist um 19.30 Uhr.

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