Krimi in der Geisterbahn

An einem äußerst ungewöhlichen Ort lasen 14 Autoren im Rahmen der Criminale — zum Gruseln schön auf der Kirmes.

Mönchengladbach. Sind die gellenden Schreie echt, die noch bis nach draußen dringen? Und was führt die nette Oma im Schilde, die freundlich lächelnd im Schaukelstuhl sitzt? Doch es ist bereits zu spät zum Umkehren. Langsam und sanft bewegt sich die Gondel in das Innere der Geisterbahn.

Schon gibt es den ersten Schock, entpuppt sich die nette Oma doch als fauchender Geist. Seinem kalten Hauch ist der Besucher gerade entronnen, sein Herzklopfen ist verklungen, da schließen sich hinter ihm die Türen — und es wird ganz dunkel. Eine Runde geht die Fahrt durch die Geisterbahn „Haunted Mansion“. Die Besucher sitzen unrettbar fest in ihren Sitzen und müssen vorbei an Skeletten, die kreischend mit den Ketten rasseln und Henkern, die ihr Beil schwingen.

Hat Krimi-Autor Michael Kibler nicht gerade die Geschichte von dem hölzernen Henker vorgelesen, der sein Beil bei einer Fahrt ein bisschen tiefer in die Fahrtstrecke schwingen lässt? Und gab es nicht darauf Tote in der Geisterbahn? Bei dieser Vorgeschichte wird die Fahrt noch gruseliger.

Diejenigen, die es wagen an diesem Tag und zu dieser Stunde in die Geisterbahn der Rheydter Frühkirmes einzusteigen, werden nicht nur von unheimlichen Geistern erschreckt, von unerwarteten Effekten geschockt und von undurchdringlicher Dunkelheit, sondern auch durch gruselige, spannende und mörderische Geschichten.

„Der Fluch der Gondel“ heißt die Lesung von insgesamt 14 Krimiautoren. Im Rahmen der Criminale haben sie sich für das Gänsehaut-Feeling ihres Publikums einen sehr speziellen Ort ausgesucht. Zahlreiche Krimfans suchen den besonderen Thrill und stehen geduldig Schlange, bis sie selbst mit der Gruselfahrt an der Reihe sind.

Wer den Ort des Schreckens wieder verlässt, dem ist das Wechselbad an Gefühle deutlich im Gesicht abzulesen — vom Gruseln über die Freude, noch einmal davon gekommen zu sein, bis zum grenzenlosen Vergnügen.

Auch die Autoren zeigen sich begeistert: „Ich habe meine Geschichte extra für diesen Abend geschrieben. Ich fand die Idee, in einer Geisterbahn zu lesen, einfach extrem gut und wollte unbedingt mit dabei sein“, erzählt Michael Kibler. Auch Anja Feldhorst genießt den Abend: „Ich amüsiere mich köstlich“, sagt die Autorin und blickt hinauf zu einer Gondel, die hoch über dem Publikum stehen geblieben ist.

Beim zweiten Durchgang erwartet die Geisterbahnfahrer ein Stopp irgendwo auf der Strecke. Einer der Autoren liest einige Minuten aus seinem Werk: „Papa wollte Mama umbringen“, heißt es bei Kibler. Am Ende seiner Story sind alle bis auf den Erzähler und Alleinerben tot. Ermordet in der Geisterbahn. Mit diesen Worten geht es für die Menschen in der Gondel zurück ins Dunkle.

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