Kirchen werden zu Tatorten

Einbrüche, Diebstähle Sachbeschädigungen: Gotteshäuser sind immer häufiger Schauplätze von Straftaten.

Kirchen werden zu Tatorten
Foto: Reichartz/Ilgner/Raupold

Ein Vorfall am vergangenen Wochenende hat Pfarrer Klaus Hurtz sehr nachdenklich gemacht. Ein 13-jähriger Junge hatte in der Kirche St. Marien das Fürbitten-Buch angezündet und einige Prospekte aus dem Zeitschriftenbord verbrannt. „Unser Küster, der zufällig vorbeikam, sah das Fahrrad des Jungen vor der Kirchentür liegen und schaute nach dem Rechten“, sagt der Pfarrer von St. Marien. Er sprach den Jungen an, der vor dem brennenden Buch, in das Gläubige ihre Bitten und Sorgen schreiben, stand. Der behauptete, er sei es nicht gewesen und rannte davon. Sein Fahrrad ließ er vor der Kirche liegen. „Messdiener unserer Gemeinde, die gerade vorbeikamen, sahen den Flüchtenden, hielten ihn fest und brachten ihn zurück in die Kirche“, berichtet Klaus Hurtz. „Ich habe dann die Polizei angerufen.“ Die nahm den Jungen, der in einer pädagogischen Ambulanz untergebracht ist, zum Verhör mit.

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Foto: Reichartz/Ilgner/Raupold

„Dieser Vorfall hat mich sehr erschreckt“, sagt der Pfarrer. „Aber der Junge tut mir auch wirklich leid. Was verleitet einen so jungen Menschen dazu, so etwas zu tun?“

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Foto: Reichartz/Ilgner/Raupold

Es ist nicht der erste Vorfall in der zentral gelegenen Kirche am Marienplatz in Rheydt. Und auch die Gemeinde St. Franziskus in Geneicken-Bonnenbroich, die ebenfalls von Pfarrer Hurtz betreut wird, wurde nicht verschont. Vor Jahren gab es drei Einbrüche und einen geknackten Opferstock innerhalb von nur zwei Wochen. Einbrecher waren damals in das Jugendheim von St. Franziskus und ins Pfarrhaus eingestiegen. Aus dem Jugendheim wurde ein Laptop gestohlen, im Pfarrhaus rissen die Einbrecher einen Tresor mit Brachialgewalt aus der Wand, während der Pfarrer im Obergeschoss schlief. Aus der Sakristei von St. Marien verschwand der Tresor, während in der Kirche ein Gottesdienst zelebriert wurde. „So etwas vergisst man nicht“, sagt Hurtz.

Er will die Kirche auf dem Marienplatz auf keinen Fall schließen. Obwohl er beobachten muss, dass das Gotteshaus immer wieder als Urinal genutzt wird. „Da gibt es Leute, die erleichtern sich an den Außenmauern der Kirche. Es gibt aber auch welche, die verrichten ihre Notdurft im Innenraum.“

Aber er sieht auch, wie viele Menschen tagsüber in die Kirche gehen, um zu beten, innezuhalten und Opferkerzen anzuzünden. „Wahrscheinlich würde in der Kirche noch viel mehr passieren, wenn sie nicht so häufig besucht würde“, sagt der Pfarrer. Das sei die beste Bewachung.

Innenstadt-Kirchen werden besonders oft ins Visier genommen. Aus dem Münster stahlen Unbekannte im vergangenen Jahr einen 100 Kilogramm schweren Opferstock, in dem sich gerade einmal 5,17 Euro befanden. Zwei Männer mussten nötig gewesen sein, um den Opferstock mit Betonsockel hinauszuziehen. Die Diebe schleiften den Zwei-Zentner-Brocken durch die Kirche, über den Münsterplatz und die Stufen hinunter bis zum Geropark und beschädigten dabei Fußboden und Treppen. An der City-Kirche wurden schon mehrfach die kostbaren Glasfenster zerstört. Unbekannte warfen sie mit Steinen ein.

Die Menschen, denen offenbar kein Ort heilig ist, tauchten aber auch schon in den Stadtteilen auf. Im Gemeindezentrum Wickrathberg gingen die Diebe ebenfalls mit brachialer Gewalt vor, brachen Türen und Schränke auf und rissen einen Tresor aus der Wand. Gestohlen wurden unter anderem Spenden für ein Hospiz.

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