Kaum Interesse an Glasfaser in Gladbach

In vielen Stadtteilen wird die Nachfragequote von 40 Prozent nicht annähernd erreicht.

Auf dem Weg ins Gigabit-Zeitalter fehlen Mönchengladbach noch ziemlich viele Prozente. Denn geht es nach den Zahlen der Deutschen Glasfaser werden alle zehn Stadtteile, in denen derzeit die sogenannten Nachfragebündelungen für Glasfaser-Anschlüsse laufen, das Ziel krachend verfehlen. 40 Prozent Abschlussquote setzt das Unternehmen mit Sitz in Borken in jedem Stadtteil voraus, aber nur einer von den aktuell zehn befragten Stadtteilen kommt überhaupt nur auf einen zweistelligen Prozentwert. Die Nachfragebündelungen enden — Stand gestern — am 16. Januar. Betroffen sind insgesamt rund 23 600 Haushalte.

In Giesenkirchen haben bisher zehn Prozent der Haushalte einen Glasfaser-Anschluss in Auftrag gegeben — der Höchstwert in der seit Ende Oktober laufenden Runde. Großheide (5 Prozent), Hamern (4 Prozent), Hardt (6 Prozent), Holt (5 Prozent), Ohler (4 Prozent), Pongs (7 Prozent), Rheindahlen (7 Prozent), Venn (5 Prozent) und Wickrath (9 Prozent) liegen deutlich dahinter. Die Zahlen wurden zuletzt am vergangenen Freitag aktualisiert. Die endgültigen Ergebnisse dürften frühestens Ende nächster Woche feststehen.

Es dürfte unterschiedliche Gründe haben, warum die Glasfaser-Offensive in diesen Stadtteilen im Gegensatz zu den vorherigen Gebieten auch in Mönchengladbach nicht recht Fahrt aufgenommen hat. Mitten in dieser Phase liegt die Weihnachtszeit, in der die allermeisten anderes im Kopf haben als die Internet-Versorgung oder gar in Urlaub sind. Auf der anderen Seite ist es abgesehen von einem Werbe-Schreiben des Vertriebspartners NEW auch relativ ruhig geblieben in den vergangenen Wochen. Die große Vermarktungsoffensive jedenfalls —so es denn noch eine gibt bis Montag — steht noch aus. Womöglich aber werden die Nachfragebündelungen auch noch einmal verlängert. „Das ist eine Option, in anderen Kommunen ist das auch geschehen“, sagte eine Unternehmens-Sprecherin.

Die NEW, die als Provider des Internetanschlusses auftritt, würde dem kaum im Wege stehen. Eine Sprecherin sagte: „Wir tun einiges, um die 40 Prozent noch zu erreichen.“ In der Schlussphase sollen die Haushalte jeweils noch einmal von der NEW und von der Deutschen Glasfaser angeschrieben werden. „Das ist ein Angebot, wir wollen die Kunden auch nicht bedrängen“, heißt es bei der NEW.

Für beide Unternehmen bedeuten diese Nachfragebündelungen auch wichtige Erfahrungen. Denn erstmals geht es nicht mehr nur darum, die Menschen in ländlichen Gebieten mit extremer Unterversorgung von den Vorzügen eines Breitband-Internetanschlusses zu überzeugen. In vielen der nun abgefragten Stadtteile gibt es eine — Stand heute — halbwegs ordentliche Verbindung. Zuletzt hatte etwa auch die Telekom flächendeckend ihr Netz per Vectoring-Technik aufgerüstet: Glasfaser liegt bis zum Verteilerkasten, und von dort geht es durch aufgerüstete Kupferleitungen in die Häuser.

Das erlaubt nach Angaben der Telekom Surf-Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit (Mbit) pro Sekunde — allerdings nur im absoluten Idealfall, wenn der nächste Verteilerkasten möglichst nah steht und überdies kein anderer Nutzer in der Leitung liegt. Das kann bei weitem nicht mithalten mit dem, was ein Glasfaseranschluss bis ins Haus liefert. Dadurch sind heute 100 oder 200 Mbit im Up- und Download möglich — aber denkbar sind noch viel höhere Geschwindigkeiten von bis zu zehn Gigabit.

Das braucht heute kaum jemand, aber womöglich in einigen Jahren. Spätestens dann, wenn jeder Fernseh-Bilder in ultrahochauflösender Qualität über die Internet-Verbindung empfangen will, wird es eng in den Leitungen.

Sprecherin der NEW

Offenbar tun sich NEW und Glasfaser schwer damit, den möglichen Interessenten genau diesen Umstand zu erklären. Was heute noch reicht, ist schnell veraltet. „Wir wagen uns zum ersten Mal in Ballungsgebiete, und dort kann es zwar Engpässe geben, aber eben keine Unterversorgung“, sagt die NEW-Sprecherin. „Wir haben durchaus beobachtet, dass Kunden nicht unbedingt bereit sind, an morgen zu denken.“

Die Wirtschaftsförderung Mönchengladbach sieht genau dies als größte Schwierigkeit an. „In Gebieten, wo nach dem heutigen Stand relativ gute Leitungen verfügbar sind, ist es eben schwieriger. Aber wir gehen stark davon aus, dass es Verlängerungen geben wird“, sagt Rafael Lendzion, der bei der Wirtschaftsförderung für die digitale Entwicklung zuständig ist.

Derzeit ist noch eine Breitbandstudie in Bearbeitung. Darin sollen Strategien aufgezeigt werden, was eine Stadt wie Mönchengladbach einerseits und ein Investor wie etwa die Deutsche Glasfaser andererseits den Breitbandausbau flächendeckend voranbringen kann. Darin wird es auch um Förderprogramme gehen. Das Papier soll in wenigen Wochen vorgestellt werden. Klar ist aber: Kupferkabel werden allenfalls als Zwischenlösung angesehen.

Die Deutsche Glasfaser hatte Ende August das Ziel angekündigt, bis Ende 2017 insgesamt rund 25 000 Haushalte im Mönchengladbacher Stadtgebiet sowie fünf Gewerbegebiete in der Stadt ans Glasfasernetz anzuschließen. Das kostet rund 55 Millionen Euro.

Der Wunsch ist, Mönchengladbach zur Gigabit-City zu machen. Marco Westenberg, Regionalmanager der Deutschen Glasfaser, verband dies zuletzt mit der Ankündigung, dieses Ziel woanders umzusetzen, sollte man in Gladbach h nicht genügend Anschlüsse erreichen.

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