Obdachlosenhilfe in Rheydt Ehrenamtliche rufen Wärmetaxi in Rheydt ins Leben

Rheydt. · Initiative startet am Mittwoch auf dem Marktplatz. Organisatoren sehen großen Bedarf in der Obdachlosenhilfe.

 Die Wärmetaxi-Initiatoren wollen Menschen ohne Zuhause helfen.

Die Wärmetaxi-Initiatoren wollen Menschen ohne Zuhause helfen.

Foto: dpa/Martin Gerten

Kerstin Küpper-
Quaas (45), Se Frentzen (47) und Peter Noth (67) inspizieren seit drei Wochen Rheydt. Sie stellen Kontakte her, führen Gespräche, knüpfen Freundschaften. „Wir freuen uns, unsere Gäste bald kennenzulernen“, sagt Frentzen. Wenn sie von Gästen redet, dann meint sie Menschen, die kein Zuhause haben.

Ab Mittwoch, 15. Januar, stehen die drei Ehrenamtler wöchentlich vor der Evangelischen Hauptkirche am Rheydter Marktplatz und empfangen Obdachlose, geben warme Kleidung und Mahlzeiten aus und hören sich an, was die Menschen bewegt. Das Trio kennt sich bereits seit vielen Jahren aus dem Ehrenamt in Gladbach. Jetzt wollen die drei etwas in Rheydt bewegen. „Die obdachlosen Menschen aus Rheydt können die Angebote in Gladbach nicht annehmen. Sie dürfen ja ihren Platz und ihr Revier in Rheydt nicht verlieren“, weiß Frentzen.

 Se Frentzen, Peter Noth und Kerstin Küpper-Quaas (v.l.).

Se Frentzen, Peter Noth und Kerstin Küpper-Quaas (v.l.).

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Die Idee für das Rheydter „Wärmetaxi“ kam Frentzen und Küpper-Quaas kurz vor Weihnachten, als sie in einem Café am Rheydter Marktplatz saßen. Seither ging alles ganz schnell. „Jeden Tag dreht sich die Organisation, wir kommen gar nicht hinterher“, freut sich Frentzen. Mit nur einem Monat Vorlaufzeit stellen die Ehrenamtler ein Hilfskonzept auf die Beine, das auf die Zusammenarbeit mit anderen ehrenamtlichen Institutionen der Region setzt. „Wir müssen das Rad nicht neu erfinden. Aber wir können Lücken füllen“, sagt Küpper-Quaas.

Das Wärmetaxi ist eines von vielen Projekten, das in der Facebook-Gruppe „Mönchengladbacher helfen…“ geboren wurde. Die Gruppe existiert seit 2014 und hat 5000 Mitglieder. Sie alle sind Spender. Aber nicht nur – in ganz Mönchengladbach und darüber hinaus werden die Menschen aufmerksam und geben Sachspenden für die Rheydter ab. „Wir sammeln von Babykleidung bis Hundefutter alles“, sagt Frentzen.

Langfristiges Ziel der Initiative ist, Menschen von der Straße zu holen

Das Trio ergänzt sich, jeder kennt seine Aufgabe. Der Erfahrenste in der Runde ist Noth. Der 67-Jährige ist seit mehr als zehn Jahren ehrenamtlich aktiv und rund um die Uhr unterwegs. Mit seinem geräumigen Wagen sammelt er die Waren bei den Spendern ein. Allein in drei Tagen legt er 300 Kilometer zurück – bis Krefeld, Niederkrüchten und Geilenkirchen reicht das Netzwerk.

Die Garage von Küppers-Quaas, die als provisorisches Lager dient, quillt bereits über. Die Spenden dienen aber nicht allein der Initiative Wärmetaxi. „Wir beliefern auch andere Hilfestellen“, erklärt Noth. Hat jemand Hundefutter übrig, so bekommt er im Gegenzug Pullover. Ebenso funktioniert es mit den Informationen. Das SKM Haus etwa und das Café Pflaster sind seit Beginn die ersten Anlaufstellen. „Man kann oft nicht alles selber machen, aber man kann Netzwerk-Arbeit leisten“, sagt Küpper-Quaas.

Das sieht auch Brigitte Bloschak, Fachbereichsleiterin Wohnungshilfe beim Diakonischen Werk, so: „Ich finde es unglaublich wichtig, dass wir miteinander sprechen und uns informieren. Denn jede neue Hilfe ist begrüßenswert.“ Das langfristige Ziel der Wärmetaxi-Initiative ist es, die Menschen von der Straße zu holen. Frauen etwa kommen ganztägig in der Notschlafstelle am Luisental unter, Männer an der Jenaer Straße, die von 19 bis 8 Uhr morgens geöffnet ist und 30 Schlafplätze zur Verfügung stellt. Doch nicht alle Obdachlosen nehmen das Hilfsangebot der Diakonie an. Denn Alkohol- und Drogenkonsum ist in den Notunterkünften streng verboten. Hunde hingegen sind willkommen, es gibt extra ein Zimmer für die Vierbeiner.

„In diesem Winter liegt die Auslastung bei etwa 16 Betten“, sagt Bloschak von der Diakonie. Sind 25 der 30 Betten belegt, öffnet die Stadt eine ehemalige Flüchtlingsunterkunft, um Obdachlose vor der Erfrierungsgefahr zu schützen. Das sei während Bloschaks Zeit bei der Diakonie aber nur einmal vorgekommen. „Es hat nie einen Schlafnotstand gegeben“, sagt Bloschak, die seit 1986 bei der Diakonie arbeitet.

Beim Auftakt des Wärmetaxis in Rheydt am Mittwoch ist das Mobil zunächst noch nicht im Einsatz. In der Testphase werden Suppen, Obst, Kuchen und Kaffee noch von Tischen verteilt, die vor der Hauptkirche aufgestellt werden. „Wir sind bemüht mit dem Ordnungsamt einen perfekten Platz für unser Wärmetaxi zu finden“, sagt Frentzen. Zuerst wollen sie sehen, wie das Angebot angenommen wird und es gegebenenfalls erweitern.

Was aber feststeht: „Wir wollen in Rheydt helfen und das langfristig!“ Geplant ist, mit dem Wärmetaxi bis Ende März aktiv zu sein und dann ab Oktober wieder zu beginnen, sobald es wieder kälter wird. Im Sommer plant das Trio, mit anderen Konzepten zu helfen. Die Vorbereitungen mit dem SKM laufen schon.

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