Immobilien für 577 Millionen

Noch hat die Stadt Eigenkapital, doch das ist spätestens 2015 aufgebraucht.

Mönchengladbach. Gladbach ist reich. Sieht man nur auf die Sachanlagen in der Eröffnungsbilanz 2009. Ob Grundstücke, Häuser, Feuerwehrautos, Kunstobjekte - 2,3 Milliarden Euro stehen hier zu Buche.

Gladbach ist aber auch arm. Schaut man auf den horrenden Schuldenstand. Der steht auf der Passivseite jener Bilanz, die Stadtfinanzchef Bernd Kuckels (FDP) eher verspätet der Öffentlichkeit präsentierte, die WZ berichtete.

Bei den Miesen fallen sofort die Verbindlichkeiten und damit die Schulden von mehr als 1,05 Milliarden Euro auf, gefolgt von Pensionsverpflichtungen mit allein 362 Millionen Euro.

Die erstmals vorgelegte StadtBilanz löst alte Haushaltspraktiken ab. 50 Stadtmitarbeiter aus mehreren Abteilungen, vor allem aber aus der fürs Zahlenspiel zuständigen Kämmerei, haben das Datenwerk zusammengetragen.

Und bei der Bewertung von Museumsgebäuden, Straßen, Grünflächen (Wert allein hier 411,6 Millionen Euro) kaufte sich Kuckels taxierenden Rat ein: Ob bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO oder bei der PricewaterhouseCoppers AG. Was die nahmen, sagt Kuckels nicht.

Das Neue Kommunale Finanzmanagement (NKF), wie das neue Bilanzierungsverfahren offiziell genannt wird, ermöglicht eine exakte Gegenüberstellung von Vermögen und Schulden.

So auch dieses: Kindertagesstätten, Jugendheime, Schulen, Rathäuser usw. werden auf 577,3 Millionen Euro geschätzt, Kunstgegenstände und Kulturdenkmäler auf 174 Millionen Euro. Bei den unbebauten Grundstücken steht die Zahl 558 Millionen Euro, und die Wertpapiere sollen 102,5 Millionen Euro wert sein.

Da die Stadt seit Jahren finanziell über ihre Verhältnisse lebt, werden Kuckels’ Liquiditätsprobleme bedrohlich größer. Ändert sich nichts, wird schon 2015 das noch vorhandene städtische Eigenkapital von derzeit 1,25 Milliarden Euro aufgezehrt sein. Es würde den Banken gehören. Die Tatsache, dass Gladbach dann endgültig pleite wäre, beschreibt der Finanzexperte Kuckels mit "negativem Eigenkapital".

In der Politik - hier vor allem die Freie Wählergemeinschaft, FWG, und Die Linke - werden daher die Rufe nach "mehr Sparen" immer lauter. Anderseits ist es unstrittig, dass vor allem eine Gemeindefinanzreform des Landes/Bundes aus dem Tal der roten Zahlen helfen kann.

Damit Kuckels sein Salär und die Gehälter der Stadtmitarbeiter wie Rechnungen bezahlen kann, bedient er sich eines Dispos. Dieser Kassenkredit beträgt je nach Bedarf mal 640, mal über 700 Millionen Euro.

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