Hospitäler: Tausch vor dem Aus

Maria Hilf und Bethesda: Die Vereinbarung liegt auf Eis, weil das „große“ Maria Hilf die vereinbarte Kooperation bislang blockiert.

Mönchengladbach. "Wir haben uns zu einer Kooperation entschlossen, die bundesweit einmalig ist", sagte Joachim Püllen, Geschäftsführer der Krankenhäuser Maria Hilf, am 26. November 2007 vor den versammelten Gladbacher Medienvertretern. Und Püllen, ein anerkannter wie zielstrebiger Fachmann in Sachen Krankenhäuser, erntete bei seinem Kooperationspartner, Eckehardt Rathje vom Bethesda-Hospital, bestätigendes Lächeln.

Monate nach diesem werbewirksamen Auftritt der beiden, bei dem es um den Tausch von medizinischen Disziplinen bzw. Fachkliniken plus Tausch von Mitarbeitern wie Ärzten und Pflegepersonal ging, ist es ruhig um die "einmalige Kooperation" geworden. Nach WZ-Informationen dringt zwar das Bethesda darauf, die getroffenen Vereinbarungen in die Tat umzusetzen, doch das Maria Hilf blockiert. Auch, weil betroffene Chefärzte im Maria Hilf querschießen, wie es heißt. Eine offizielle Stellungnahme beider Häuser gab es auf WZ-Anfrage gestern noch nicht.

Die Vereinbarung sah vor, dass die Maria Hilf-Abteilungen Hals-Nasen-Ohren (HNO), Unfallchirurgie, Gefäßchirurgie und Orthopädie ins Bethesda verlegt werden sollten - samt 35 Medizinern.

Das Bethesda wiederum trenne sich, wie es im November noch vollmundig hieß, von der allgemeinen Chirurgie und der Inneren, plus etwa 30 Spezialisten.

Beide Häuser versprachen sich von der Konzentration der Leistungen eine bessere Auslastung der Häuser an der Ludwig-Weber-Straße (Bethesda) sowie an der Viersener- bzw. Sandradstraße (Maria Hilf).

Und, was für die vermeintlichen Koalitionäre noch wichtiger ist: sie senkt die Kosten. Deutlich. Denn beide Hospitäler, die eigenen Angaben zufolge schwarze Zahlen schreiben, müssen sich für die Zukunft mit noch mehr Kostenbelastungen und weniger Einnahmen wappnen. Zwar betonten die Geschäftsführer, durch den "Krankenhaus-Tausch" werde kein Job gestrichen. Doch innerhalb der Belegschaft gab es die ein oder andere Aussage, dass es sehr wohl Stellenstreichungen geben würde.

Dass die Wechsel-Vereinbarung auf Eis liegt, könnte damit zusammen hängen, dass nun doch eine "große Lösung" anstrebt wird: Alle vier Hospitäler der Stadt - ob Maria Hilf, Bethesda, "Eli" und Neuwerk - vereinbaren das, was die zwei vormachen wollten. Eine enge Zusammenarbeit untereinander plus Austausch medizinischer Fachbereiche. Tenor: Es ist wirtschaftlich gesehen unsinnig, dass Krankenhäuser in der Innenstadt gleiche Disziplinen anbieten.

Im Kooperations-Konzert der Krankenhäuser werden nun auch die Städtischen Kliniken Rheydt ("Eli" und Hardterwald-Klinik) eifrig mitspielen.

Maria Hilf 800 Betten, 1800 Mitarbeiter. Der Träger ist eine katholische Ordensgemeinschaft.

Bethesda 350 Betten, etwa 430 Beschäftigte. Träger ist die evangelische Kirche.

StädtischeKliniken ("Eli" und Hardterwald-Klinik) 577 Betten, rund 1100 Mitarbeiter. Eigentümer ist die Stadt.

Neuwerk 363 Betten, 887 Mitarbeiter. Träger ist ein katholischer Neusser Orden.

Perspektive Fachleute gehen davon aus, dass alle vier Krankenhäuser auf Dauer nicht selbstständig existieren können. Kooperationen bzw. Fusionen seien "unvermeidbar".

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