Hochschule in Gladbach weitet ihren Einfluss aus

Früher recht bieder, gewinnt die Einrichtung immer mehr an Ansehen und Bedeutung. In die Infrastruktur werden viele Millionen Euro investiert.

Hochschule in Gladbach weitet ihren Einfluss aus
Foto: HSNR

Wer in den 1970er-Jahren über die Theodor-Heuss-Straße in Richtung Rheydt fuhr und in Höhe des Polizeipräsidiums nach rechts schaute, erblickte das, was sich damals Fachhochschule nannte: Baracken. Dort lernten Sozialpädagogen, Sozialarbeiter und Ökotrophologen. Statt einer Mensa gab’s nur eine Cafeteria mit Tischen, die mittags immer belegt waren. Und als Studenten-Sekretariat diente eine alte Villa.

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Wer im Zusammenhang mit dem Mönchengladbacher Zweig der Fachhochschule, die damals auch angehende Betriebswirte und Textilingenieure besuchten, von einem Campus gesprochen hätte, wäre nur mitleidig belächelt worden. Campus steht für Weitläufigkeit und parkähnliche Anlagen, in denen sich Studenten bewegen — auch in ihrer Freizeit. Das war in Mönchengladbach damals nicht der Fall.

Heute heißt die einstige Fachhochschule „Hochschule Niederrhein“, und der Begriff Campus ist im Dauergebrauch. Wo einst die Baracken standen, ist inzwischen ein Hochschulbau für 20 Millionen Euro entstanden. Und die Gladbacher Hochschule, die einst im Vergleich zu ihrem Pendant in Krefeld mit seiner klassischen Ingenieurschule die zweite Geige spielte, gewinnt immer mehr an Ansehen und an Einfluss.

Die Stadt hat jüngst mit ihr einen sogenannten Letter of Intent vereinbart, um die Zusammenarbeit zu verstärken. Auf dem Gelände des RSV-Stadions und dem angrenzenden Jahnplatz ist mit einer öffentlichen Sportanlage ein Teil des Campus-Parks geplant, der sich dann weiter zwischen Rheydter Straße, Webschulstraße und Richard-Wagner-Straße verlängert. Im Blauhaus, einem der architektonisch interessantesten Gebäude der Stadt, ist die Hochschulbibliothek. Wenn die Polizei 2018 das Präsidium räumt, gibt es Überlegungen, einen Teil des Geländes für den Campus zu nutzen — zum Beispiel für Start-up-Firmen. Und Hochschul-Präsident Hans-Hennig von Grünberg ist in diesem Jahr zum „Hochschulmanager des Jahres“ gekürt worden. Auch diese Wahl unterstreicht die gewachsene Bedeutung der Hochschule Niederrhein.

Da passt es ins Bild, dass Hochschul-Präsident von Grünberg jüngst Investitionen und Bauvorhaben auf dem Campus Mönchengladbach vorstellte, die bis 2023 umgesetzt werden sollen und die Bedeutung der Hochschule deutlich steigern. Konkret ist zum Beispiel eine Textilmaschinenhalle auf einem Grundstück, das 2012 durch den Abriss der alten Druckerei und anderer Gebäude zwischen der Rheydter Straße und der ehemaligen Öffentlichen Prüfstelle entstanden ist. Dafür sind 22 Millionen Euro veranschlagt, Land und Landesbaubetrieb BLB übernehmen etwa 89 Prozent der Kosten, die Hochschule den Rest. Für die neue Halle wird eine weitere alte Shedhalle abgerissen.

Auch die Sanierung des denkmalgeschützten ehemaligen Gebäudes der Öffentlichen Prüfstelle steht für 2,8 Millionen Euro an. Finanziert wird die Maßnahme von der Hochschule und dem BLB. In das Gebäude soll die Verwaltung einziehen, die bisher noch in angemieteten Räumen an der Rheydter Straße 188 untergebracht ist. Eine neue Wärmeversorgung ist auch geplant. Dafür wird das bestehende Kesselhaus mit modernen Brennwertkesselanlagen ausgestattet und als Blockheizkraftwerk ausgebaut, das den Campus mit Wärme, Dampf und Strom versorgen soll.

Wenn von Grünberg bilanziert, errechnet er Gesamtinvestitionen von rund 80 Millionen Euro, die in zehn Jahren ab 2013 aus Sonderprogrammen des Landes, des BLB und der Hochschule selbst kommen. Die Summen für das Blauhaus und die Textilakademie — das sind insgesamt weitere 35 Millionen Euro — sind da nicht mit eingerechnet.

Und dass die Hochschule bei der Förderinitiative „Innovative Hochschule“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erfolgreich war und ab 2018 fünf Jahre lange insgesamt 5,2 Millionen Euro bekommt, passt ebenso ins Bild. In Mönchengladbach — ein Teil geht für ein Projekt nach Krefeld — ist das Textile Innovatorium geplant: ein Forschungs- und Qualifizierungszentrum für die Textilindustrie.

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