Hier ist Sprayen erwünscht

Die GEM stellt Jugendlichen Mülltonnen zur Verfügung, die sie mit Graffitis individuell gestalten können.

Mönchengladbach. Sprayen an Wänden ist Sachbeschädigung, damit illegal und wird strafrechtlich verfolgt. Doch nun war es erlaubt. Entsorger GEM stellte Mülltonnen zur Verfügung, die Jugendkooperation Mönchengladbach aus dem „Step“ aktivierte mehr als 20 Jugendliche, und die durften auf dem GEM-Gelände am Nordpark Mülltonnen besprühen. „Toll“, sagte Simone Schiemann, Mitarbeiterin des Jugendtreffs „Step“, „dass sich die Jugendlichen hier legal ausprobieren dürfen und so viele Farben zur Verfügung gestellt bekommen.“

Wer die Tonnen kauft, hat einen absolut individuellen, unverwechselbaren Abfallbehälter. „Ich glaube, dass ist auch für die Jugendlichen schön, wenn sie später die von ihnen gestaltete Tonne am Straßenrand sehen“, sagte die Pressesprecherin der GEM, Jutta Schmitz. Der Verkaufserlös geht auf das Konto des „Step“.

Basti hat drei Tonnen mit Sternchen gestaltet. Die eine sogar in rosa. Doch auf dem orangefarbenen Deckel wurde ein schwarzer Totenkopf ausgespart. Zusammen mit Polizist Thomas Ledwig macht er sich an eine weitere Tonne. „Die Aktion macht einfach Spaß“, sagt sein Polizei-Kollege Josef Weuten vom Bezirksdienst Stadtmitte und Eicken.

„Entschuldigen Sie, können Sie mir bitte sagen, wo das GEM-Logo ist“, fragt ihn einer der Jugendlichen, und Weuten zeigt es ihm. „Schön, dass der Junge jetzt und hier so höflich sein kann“, freut er sich. Er kennt ihn sonst als jemanden, den man beim Scheibeneinwerfen und anderen Untaten erwischt hat.

Weuten betreut zusammen mit Ledwig auch die Jugendlichen, die sich im Hans-Jonas-Park treffen — damit dort die „Regeln des bürgerlichen Zusammenlebens“ beachtet werden und beispielsweise kein Müll liegen bleibt. Er kennt viele der Jugendlichen, weiß um ihre oft schwierigen familiären Verhältnisse und wie wenig sie von Zuhause mitbekommen. „Nichtsdestotrotz, beim Mittagessen haben beispielsweise alle gewartet, bis die GEM-Geschäftsführerin Gabi Teufel da war, und keiner hat vorher zu essen begonnen“, sagt Weuten begeistert. Er ist davon überzeugt, dass die Aktion die Arbeit mit den Jugendlichen erleichtern wird. „Die erleben uns hier mal nicht nur als Bestrafer.“

Anfangs habe jeder nur die Schablonen benutzt, die er selbst geschnitten habe, sagt Schiemann vom „Step“. „Jetzt arbeiten sie zusammen und tauschen sich auch aus. Eine wichtige Erfahrung.“

GEM-Chefin Teufel möchte das Engagement für Kinder und Jugendliche ausweiten. Bislang fördert die Firma den Umweltunterricht an Grundschulen. „Ich möchte, dass hier Jugendliche, die sonst am Rand unserer Gesellschaft stehen, Anerkennung bekommen und hoffe, wir vermitteln ihnen auch Verantwortungsbewusstsein.“

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