Hebammen und Schwangere setzen auf die natürliche Geburt

Das Bethesda-Krankenhaus weist NRW-weit die niedrigste Kaiserschnitt-Quote auf.

Mönchengladbach. Der kleine Jonte ist zwei Wochen alt. Ute Kott hat ihn im Evangelischen Bethesda-Krankenhaus auf natürlichem Weg geboren. Die junge Mama fühlte sich schnell wieder fit. Die beiden älteren Töchter durften sie und den kleinen Bruder sofort besuchen. Ganz anders bei Jontes älterer Schwester, die per Kaiserschnitt kam: „Danach musste ich sechs Tage liegen und konnte meine größere Tochter nicht einmal auf den Arm nehmen“, erzählt die dreifache Mutter.

Dieser Kaiserschnitt war unfreiwillig. Andere Frauen entscheiden sich bewusst für eine operative Geburt. Sie gilt als sichere und schmerzfreie Geburtsmethode — doch ist sie es nur scheinbar. „Ein Kaiserschnitt bleibt eine Operation, die mit Risiken und Schmerzen verbunden ist“, sagt Ludwig Gleumes, Chefarzt der Geburtshilfe am Bethesda.

Dennoch: In den letzten 20 Jahren ist der Kaiserschnitt in Mode gekommen. Die Anzahl hat sich laut Statistischem Bundesamt seitdem sogar verdoppelt. Das Bethesda-Krankenhaus konnte im vergangenen Jahr mit 15,9 Prozent die niedrigste Kaiserschnitt-Quote Mönchengladbachs und NRW-weit aufweisen. Im Vergleich: In ganz Deutschland bringt jede dritte Frau ihr Kind per Kaiserschnitt zur Welt.

„Den Unterschied macht das System der Beleg-Hebammen, das es in Gladbach ausschließlich am Bethesda und nun schon seit 17 Jahren gibt“, sagt Gudrun Schöngen-Oude-Hengel. Sie gehört zu dem Team aus sechs Geburtshelferinnen, die vor allem auf Kontinuität bei der Betreuung werdender Mütter setzen: „Wir sind vom ersten Schwangerschaftstest bis zum Wochenbett für die Frauen da“, sagt die Beleg-Hebamme. Im Kreißsaal gibt es ebenfalls keinen Schichtwechsel. Das schaffe eine feste Vertrauensbasis.

„Ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt“, erzählt Ulrike Kott. Anders als mit ihrer Hebamme vorab abgesprochen, wollte sie zwischenzeitlich doch Schmerzmittel bekommen: „Sie hat mir geholfen, doch ohne auszukommen“, so die junge Mutter. Auch das Vertrauen in den eigenen Körper ist wichtig für eine komplikationslose natürliche Geburt: „Wir stärken schon in der Schwangerschaft die Kraft der Frauen, ihr Kind selbstbestimmt auf die Welt zu bringen“, sagt Alicja Damasiewicz, Beleg-Hebamme am Bethesda.

Angst und Unsicherheit seien Gründe, warum sich Frauen für einen Kaiserschnitt entschieden, sagt der Chefarzt: „Dabei führt er statistisch häufiger zu Todesfällen bei den Müttern als eine spontane Geburt“, erklärt Gleumes. Und: Für das Kaiserschnitt-Kind beginne das Leben mit „brachialer Gewalt“.

Manchmal ist der Eingriff allerdings lebensnotwendig: Sechs Prozent aller operativen Entbindungen im Bethesada entwickelten sich aus einem Notfall im Laufe der Geburt.

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