„Goodbye“ — die britischen Truppen ziehen ab

Nach 60 Jahren geht eine Ära zu Ende. 400 Soldaten und ihre Familien leben derzeit noch im JHQ.

Mönchengladbach. Das letzte Mal den Checkpoint passieren, sich an sein Schulenglisch erinnern und von dem freundlichen Soldaten mit dem wunderbaren britischen Akzent den Weg erklären lassen. Das letzte Mal in eine Welt kommen, die so ganz anders ist. In der es britische Schulen, Supermärkte und sogar ein Kino gibt. Und die dennoch ein Stadtteil von Mönchengladbach ist. Das Hauptquartier in Rheindahlen schließt.

Major General John Henderson

Nach 60 Jahren verlassen die britischen Truppen Gladbach. Im dem gediegenen 50er Jahre Charme des Rooms Rheindahlen, der „guten Stube“ des JHQs, bieten die britischen Gastgeber ihren deutschen Gästen zum Abschied noch einmal alles, was sie ausmachen: militärische Genauigkeit, viel Humor und ihre sprichwörtliche Höflichkeit. Die Familien der Soldaten seien es gewohnt umzuziehen. Sie würden nicht oft darüber nachdenken, was sie zurücklassen. Das sei diesmal anders: „Es tut uns leid, Mönchengladbach zu verlassen. Wir haben uns hier wohlgefühlt“, sagt Major General John Henderson, Befehlshaber der Britischen Streitkräfte in Deutschland, in seiner Abschiedsrede.

Der Brite sieht „das Ende ein Ära“ anbrechen. „Wir kamen als Soldaten und gehen als Freunde“, sagt der General. Auf dem Paradeplatz vor dem „Big House“ haben sich derweil deutsche und britische Schaulustige zur Abschiedszeremonie des Beating Retreat eingefunden. John Owens ist sogar aus dem englischen Lincoln angereist. Von 1962 bis 1964 sei er im JHQ stationiert gewesen. „Die beste Zeit meines Lebens“, schwärmt Owens. Er zeigt Fotos, auf denen er als 27-jähriger junger Mann vor einem Militär-Lkw steht. „Der Krieg war gerade vorbei. Wir hatten nicht viel Kontakt zu den Mönchengladbachern“, erinnert sich der ehemalige Soldat.

John Owens, von 1962 bis 1964 im JHQ stationiert

Die Briten waren noch Besatzungsmacht, als 1952 entschieden wurde, das Hauptquartier in den Rheindahlener Wald zu verlegen. Fast 5000 Arbeiter hätten beim Aufbau geholfen und „die Unterbringungskosten in den Dörfer rund herum seien auf einmal sprunghaft angestiegen“, erzählt Henderson schmunzelnd. 1954 zogen die ersten Soldaten ein. Mit ihnen kamen Nato-Truppen und rund 800 Soldaten aus Belgien, den Niederlanden sowie Großbritannien.

1987 verübte die Irisch-Republikanische Armee (IRA) einen Terroranschlag im JHQ. Seitdem werden die Eingänge kontrolliert. 2007 entschied das britische Verteidigungsministerium bis 2014 seine Truppen aus dem Rheinland abzuziehen. Etwa 400 Soldaten und ihre Familien sind zurzeit noch im JHQ zu Hause. Eine echte logistische Herausforderung wird es sein, bis Ende 2013 den Restbetrieb bei gleichzeitigem Abzug aufrecht zu halten. „Niemals geht man so ganz“, zitiert Oberbürgermeister Norbert Bude in seiner Abschiedsrede aus dem Lied von Trude Herr.

60 Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. Was bleibt, sind gute Erinnerungen sowie die vielen deutsch-britischen Freundschaften und Ehen, die geschlossen wurden.

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