Gladbach „fließt“ wieder oben – auf blauen Schildern

In der Innenstadt ist jetzt an zwölf Straßen zu sehen, wo der unterirdische Fluss übertreten wird.

Mönchengladbach. Zwölf blaue Schilder mit dem Schriftzug "Gladbach" weisen von nun an auf den Verlauf des Flusses hin, der über viele Jahrhunderte oberirdisch das Stadtbild prägte. Johannes Jansen, der Künstler, der sie entworfen hat, möchte "die Menschen mit der Geschichte der Stadt konfrontieren". "Denn nur wenn man die Vergangenheit versteht, kann man gemeinsam Zukunft planen", sagt Jansen, der die Idee 2007 am Wochenende der offenen Ateliers präsentierte.

Jansen gehört zur Gruppe "Freimeister". In dem Büro der fünf Kreativen, die hauptsächlich Räume und Objekte entwickeln, entstand der Gedanke, die Bürger mit der "übertriebenen Schilderdichte als subversive Überhöhung" zu konfrontieren.

Ursprünglich sollten die Hinweise braun sein. Da diese Farbe touristischen Attraktionen vorbehalten sei, habe das Ordnungsamt auf Blau bestanden. Die Stadt habe er nicht lange überzeugen müssen, zumal ein anonymer Spender die Finanzierung ermöglichte. Das Konzept beweise, dass man mit relativ geringen Mitteln für Aufsehen sorgen könne.

Das Projekt wurde von Bau- und Kulturdezernat und dem Museum Abteiberg verwirklicht. Oberbürgermeister Norbert Bude betonte die Tatsache, dass die Stadt ihren Namen dem Fluss verdanke und viele Menschen ihre Heimat einfach "Gladbach" nennen. "Die meisten Bürger wissen, woher der Name stammt. Wo der Bach sich allerdings durchs Stadtgebiet schlängelte, rückt erst durch die Schilder wieder in das Bewusstsein", ist Bude überzeugt.

Das Flüsschen, das in Waldhausen entsprang, versorgte die Mönche der Abtei mit Fischen und Wasser und trieb acht Mühlen an. Heute dient der Kanal nur noch der Abwasserbeseitigung. Es gibt Initiativen, die den Gladbach wieder oberirdisch sehen möchten. "Das ist sicherlich utopisch, aber ich konnte ihm auf meine Art die Ehre erweisen", sagt Jansen.

Auch Susanne Titz, Direktorin des Museums Abteiberg, ist sicher, dass der Witz und die Ironie des Projekts bei den Bürgern ankommt: Es gehe nicht darum, klarzumachen, dass etwas fehle, sondern darum, eine positive Stimmung zu erzeugen. "Einigen Leuten fällt es schwer, sich mit der Stadt zu identifizieren, da es die Mönche nicht mehr gibt und auch die Textilindustrie verschwunden ist. Einen Großteil des Frusts kann ich nachvollziehen", sagt Künstler Jansen. "Ich will aber darauf aufmerksam machen, dass Mönchengladbach kulturell etwas zu bieten hat." Aufkleber, Plakate und eine Internetseite sind geplant.

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