Gerhard Richter sorgt für Ersatz

Farb-Paneele sind bis September im Museum Abteiberg zu sehen.

Gerhard Richter sorgt für Ersatz
Foto: Jörg Knappe

Mönchengladbach. Die „8 grauen Bilder“ von Gerhard Richter, die seit knapp 40 Jahren im städtischen Museum Mönchengladbach zu sehen waren, sind „auf Reisen“. Sie sind bis September in der Fondation Beyeler in Basel ausgestellt. Damit die Wände auf dem Abteiberg in dieser Zeit nicht leer bleiben, hat der in Köln lebende Künstler eine Serie von 20 Lackbildern, die im Jahr 1971 im Kabinett für Aktuelle Kunst Bremerhaven zu sehen und danach für lange Zeit verloren waren, zur Verfügung gestellt.

Im Werkverzeichnis gelistet als Farbtafeln („9 Farben“) sind es für Richter tatsächlich Einzelgruppen aus dem großen Konzept der 180 Farben gewesen, die er damals in der Bremerhavener Ausstellung thematisierte. In einem frühen Kölner Lager wiedergefunden, frisch restauriert und mit dem korrigierten Titel „180 Farben“ erscheint die komplette Serie der 20 weißgrundigen Farb-Paneele jetzt erstmalig wieder in der Öffentlichkeit.

Richters Ausstellung im Kabinett für Aktuelle Kunst in Bremerhaven war ähnlich legendär wie die Präsentation „Graue Bilder“ 1974 im alten Städtischen Museum Mönchengladbach an der Bismarckstraße: Farben aus der Lackindustrie, nach dem Zufalls- und Losverfahren zusammengebracht, ohne kompositorisches Denken, ohne Rücksicht auf die ästhetisch-visuelle Qualität der Farbnachbarschaften. Ähnlich wie in der „grauen“ Gladbacher Ausstellung, die nichts als graue Bilder in verschiedenen Größen und Proportionen enthielt, ging es auch in der Bremerhavener Ausstellung um einen Entzug von Handschrift, künstlerischer Aura und Autorenschaft und um den modellhaften Schauraum, in dem man plötzlich das Medium Bild vor Augen hatte, weil man zugleich alle und keine Bilder sah.

In der neuen Ausstellung der 20 Farbtafeln stellt Richter im Kleeblattraum auf der Plattenebene erneut eine räumliche Konstellation her, in der die Reflektion von Raum und Betrachter sowie auch das generell Modellhafte seiner Arbeiten sichtbar wird: Zu sehen ist dabei — neben mehreren präzise ausgewählten Werken aus Richters Atelier — auch Grau, Richters Edition für den Museumsverein Mönchengladbach aus dem Jahr 1974: ein normierter rahmenloser Bildhalter, dessen Glas und Klammern er 1974 vollflächig grau übermalte.

Mit der Entleihung der „8 grauen Bilder“ nach Basel endet auch die Konstellation dieser Werkserie mit Martin Kippenbergers Modell Interconti, das seit 2009 als Leihgabe der Sammlung Gaby und Wilhelm Schürmann in diesem Raum zu Gast war.

“ Zur Eröffnung, die am Sonntag um 12 Uhr stattfindet, hat sich Gerhard Richter angekündigt. Zu sehen sind die Bilder in Mönchengladbach bis zum 7. September.

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