Gen-Test: Ein Ort in Aufruhr

Ermittlungen: Nach dem Mord an einer jungen Frau, müssen jetzt 1100 Heinsberger zur Untersuchung.

Heinsberg. Nein, mit der Abgeschiedenheit eines Eifeldörfchens kann Randerath nicht dienen. Aber dass in dem 1600-Einwohner-Dorf im Südosten Heinsbergs der Bär tanzen würde, würde nun auch niemand ernsthaft behaupten. Drei Kneipen, ein Sterne-Lokal, eine Bäckerei, ein Kiosk. Es gibt ein reges Vereinsleben mit Sport, Karneval, Kirchen. Am Wochenende steht ein großes Schützenfest an, zu dem so viele Gastvereine erwartet werden, dass der Festumzug schon einen Riesenbogen drehen muss, um eine geordnete Runde durch den Ort hinzubekommen.

Aber es gibt Aufregung. Alle männlichen Einwohner zwischen 16 und 60 müssen zum DNA-Massentest. Gestern, heute und Samstag steht in der Grundschule ein Ärzteteam bereit und nimmt eine Speichelprobe.

Hintergrund: ein immer noch nicht geklärter Mordfall, der sich vor zwei Monaten abgespielt hat.

Ein Landwirt hatte am "Hover Böschke" zwischen Randerath und dem benachbarten Uetterath die Leiche einer 24-jährigen Frau aus Düsseldorf gefunden. Die Polizei ermittelt, recherchiert, untersucht. Bislang vergeblich. Jetzt soll der Massen-Gentest Klarheit bringen.

Es ist beileibe nicht so, als ob Kriminalität im Dorf ein Fremdwort wäre. Selbst Tötungsdelikte sind schon vorgekommen. Aber jetzt steht der böse Verdacht im Raum: Der Mörder könnte aus dem Ort oder aus der Umgebung sein. "Diese Vorstellung ist für viele schon unheimlich", bestätigt ein Einheimischer im Gespräch an der Theke im "Schwan". Und natürlich ist der Test der Gesprächsstoff Nummer 1.

Insgesamt 1100 Einladungen hat die Polizei verschickt, die Teilnahme ist freiwillig, allerdings setzen die Ermittlungsbehörden auf den Gruppenzwang. "Die meisten sind dafür, dass die Polizei so ermittelt", sagt ein weiterer Kneipengast. Andere pflichten ihm bei. "Das hätte man schon viel eher machen sollen", betont ein weiterer Gast, seine Nachbarn nicken.

Dass die Akzeptanz für den Massentest hoch ist, weiß auch Norbert Schröders, Sprecher der Kreis Heinsberger Polizei. "Das ist fast immer so." Erfahrungsgemäß gebe es einige Menschen, die Bedenken hätten. "Die können wir zumeist ausräumen", sagt Schröders.

Natürlich haben die Beamten ein besonderes Augenmerk auf diejenigen, die nicht erscheinen. "Im Zweifelsfall kann man einen DNA-Test sogar erzwingen", erklärt Schröders. Das sei allerdings in Heinsberg noch nicht vorgekommen.

Landwirt Kaspar B. aus Uetterath hatte die 24-jährige Alexandra B. aus Düsseldorf auf einem Feld gefunden. Sie war in mehrere Plastiksäcke eingewickelt. Kleiderteile sollen später auf dem Sportplatz - etwa zwei Kilometer Luftlinie entfernt - gefunden worden sein.

Die Tote, die von der Polizei dem Drogenmilieu zugeordnet wird, hat möglicherweise Verbindungen in den Ort hinein gehabt. Angeblich sei sie häufiger in einer Imbissbude an der Buschstraße gesehen worden. Zuletzt war sie am 3. Juni in der Nähe des Düsseldorfer Hauptbahnhofes beobachtet worden.

Was die Auswertung des DNA-Tests angeht, rechnen Polizei und Staatsanwaltschaft mit einigen Wochen. So lange bleibt der sonst eher ruhige Ort sicher in "erhöhter Alarmbereitschaft".

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